Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer werden wahrscheinlicher

Bischöfe und Orden beraten

Die Deutsche Bischofskonferenz hat bestätigt, dass Bischöfe und Orden über eine finanzielle Entschädigung von Missbrauchsopfern beraten. Die Benediktiner des oberbayerischen Klosters Ettal haben derweil für die Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt einen eigenen Fonds für unmittelbare Hilfen eingerichtet.

 (DR)

"Es gibt einen Gesprächskontakt zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und den Orden", sagte Sprecher Matthias Kopp am Dienstag auf Anfrage in Bonn. Allerdings gebe es gegenwärtig noch keinerlei Absprachen.

Der Berliner "Tagesspiegel" hatte am Dienstag einen Sprecher der deutschen Jesuiten mit den Worten zitiert, die Kirche wolle sich noch vor der nächsten Sitzung des Runden Tisches "Sexueller Kindesmissbrauch" Ende September auf einen Vorschlag zur Entschädigung einigen. Anfang August hatte die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann (SPD), kirchliche und weltliche Einrichtungen, in deren Reihen Kinder missbraucht wurden, ermuntert, eigene Vorschläge zur Entschädigung vorzulegen. "Ihr müsst nicht auf uns warten. Geht vorweg", so Bergmann.

Kloster Ettal: Fonds für schnelle Opferhilfe
Die Benediktiner des oberbayerischen Klosters Ettal haben für die Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt einen eigenen Fonds für unmittelbare Hilfen eingerichtet. Unabhängig davon werde über Entschädigungszahlungen erst nach Abschluss der Verhandlungen der Deutschen Bischofskonferenz entschieden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Abtei und des Vereins Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer.

Die Gespräche der vergangenen Monate zwischen Betroffenen und Kloster seien so erfolgreich, dass sie ohne die Unterstützung von Anwälten fortgeführt werden könnten. Ziel sei es, einen "modifizierten Täter-Opfer-Ausgleich" zu erreichen, heißt es in der Erklärung weiter. Mit Hilfe professioneller Mediatoren soll die Vergangenheit aufgearbeitet werden. Dabei spiele es keine Rolle, dass die meisten Fälle juristisch verjährt seien. Das Kloster erkenne das durch Ordensangehörige entstandene Unrecht an.

Der Mitteilung zufolge unterstützt das Kloster den Ende Juni gegründeten Opferverein "als Zeichen des Respekts" mit einer Spende. Über deren Höhe gab es keine Angaben. Weitere Zuwendungen seien nicht ausgeschlossen. Der Verein wird durch die Münchner Rechtsanwaltskanzlei "Dr. Lang und Kollegen" beraten. Der Anwalt Stephan J. Lang ging selbst bis 1983 in Ettal zur Schule.