Das Dach des Kölner Doms ist 150 Jahre alt

Eisern gegen die Bomben

Eisen statt Holz: Als im 19. Jahrhundert der Kölner Dom einen neuen Dachstuhl bekam, setzte der damalige Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner eine Metallkonstruktion durch. Eine glückliche Fügung. Denn das Walzeisen war leichter und billiger - und überstand weitgehend die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Dagegen hätten brennende Holzdachstühle sicher gravierende Schäden zur Folge gehabt.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

Das eiserne Dach des Doms wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Dabei bestanden seinerzeit Kritiker wie der katholische Publizist und Politiker August Reichensperger auf einer Holzkonstruktion. Ihr Argument: Die Dachstühle des Domes sollten wie im Mittelalter errichtet werden. In dieser Weise war auch der bereits 1322 eingeweihte Chor überdacht. Nun sollte auch die im 19. Jahrhundert fertiggestellten übrigen Gebäudeteile eine entsprechende Konstruktion erhalten.

Zwirner bevorzugte aber moderne Materialien. Sein Assistent und spätere Nachfolger Richard Voigtel entwarf die Eisenkonstruktion, die sich etwa 15 Meter über den Gewölben erhebt und rund 12.000 Quadratmeter Dachfläche überspannt. Von den jährlich rund sechs Millionen Besuchern des Domes erhalten nur wenige einen Blick auf die architektonische Meisterleistung. Rund 30 Jahre vor dem Eiffelturm in Paris erbaut, war der Dom-Dachstuhl seinerzeit eines der größten und modernsten Eisenbauwerke Europas.

Die Eisenteile für den Dachstuhl - und auch den Vierungsturm - produzierte die Kölnische Maschinenbau AG, mit der am 14. September 1859 ein Vertrag geschlossen worden war. Am 5. April 1860 wurde der erste Dachbinder nach oben gezogen und eingesetzt. Ein halbes Jahr später, am 15. Oktober 1860, war die komplette Eisenkonstruktion fertig. Die Eindeckung des Daches mit Bleiplatten und die Verkleidung des neugotischen Vierungsturms zogen sich noch bis zum Jahresbeginn 1862 hin. Und der Holzdachstuhl über dem Chor wurde erst 1883 durch eine Metallkonstruktion ersetzt.

Eine eigene Welt unter dem Dachstuhl
Unter dem Dachstuhl öffnet sich eine ganz eigene Welt. Da ist zum einen die Ästhetik der Eisenbögen, die sich über die Gewölbe spannen. Von hier aus führt eine Wendeltreppe mit einem filigran gearbeiteten Eisengitter auf den Vierungsturm, der unter anderem einen Blick auf alle sieben Kölner Rheinbrücken bietet. Darüber hinaus birgt der riesige Raum auch ganz praktischen Nutzen: Im Bereich der Türme werkeln in 45 Metern Höhe die Dachdecker, Anstreicher und Gerüstbauer in ihren Werkstätten.

Nach Vollendung des Dachstuhl zeigte sich Dombaumeister Zwirner erleichtert. Er lobte die "bewundernswürdige Kühnheit und Geschicklichkeit der langjährig erfahrenen Domzimmerleute". Ihnen sei es "unter dem Beistand Gottes gelungen, daß dieser seltene schwierige Bau ohne allen Unfall und ohne körperliche Verletzung glücklich zu Stande gebracht" wurde