Kardinal Meisner kritisiert das PID-Urteil

"Kinder werden zu Produkten"

Beim Lebensschutz kannte Joachim Kardinal Meisner noch nie ein Wenn und Aber, sein Kampf für die ungeborenen Kinder ist kompromisslos. So verwundert es nicht, dass der Kölner Erzbischof das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Präimplantationsdiagnostik als Dammbruch bewertet.

Joachim Kardinal Meisner (DR)
Joachim Kardinal Meisner / ( DR )

Damit werde über das Recht auf Leben "von Menschen anhand einer Liste entschieden", erklärte Meisner in einem Namensbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstag).  "Dem Urteil fehlt Demut und die Überzeugung, dass der Mensch ohne Gott haltlos ist", so Meisner. Daher werde es auch alsbald bei der PID kein Halten mehr geben.

Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Gendefekte untersucht und im Fall von Schäden vernichtet. Anfang Juli hatte der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil festgestellt, dass die PID nicht gegen das Embryonenschutzgesetz verstößt und damit straffrei bleibt.

"Menschliches Leben wird preisgegeben"
"Der reagenzgläserne Schöpfungsakt mit seinen wertungsgebundenen Entscheidungen für oder gegen ein menschliches Leben wird uns nicht nur überfordern, sondern er steht uns auch überhaupt nicht zu", betont der Kardinal. Der Mensch entstehe nicht aus der Gnade des Menschen, und es gebe auch keine abgestuften Lebensberechtigungen.

Die menschliche Würde bleibe nun dann unveräußerlich, "wenn sie über alle irdischen Bemessungssysteme erhaben ist". Das Zuerkennen des Lebensrechts durch Ärzte, Eltern und viele noch so gelehrte Köpfe sei ein zutiefst unwürdiger Akt, so der Erzbischof. "Menschliches Leben wird preisgegeben. Kinder werden zu 'Produkten'".

Im allgemeinen Bewusstsein verschiebe das Urteil den Akzent fast unmerklich vom unbedingten Schutz der Menschenwürde hin zu fragwürdigen Erwartungen einer Gesellschaft, "die zu entscheiden sich anmaßt, welches menschliche Leben, welche Behinderung gegebenenfalls zumutbar ist oder nicht", beklagt Meisner. Man müsse kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Liste mit den Auswahlkriterien im länger werde. Schon ein Blick ins Ausland reiche um zu sehen, dass mit den Auswahlmöglichkeiten durch die PID ganz unterschiedlich umgegangen werde.