Kulturhauptstadtfest erwartet eine Million Besucher - A40 auf 60 Kilometer gesperrt

Einen besonderen Platz nehmen die sechs "Tische der Religionen" an der Auffahrt Huttrop ein, wie die evangelische und die katholische Kirche in Essen am Freitag mitteilten. Der westfälische Präses Alfred Buß, der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, der türkische Religionsattaché Mehmet Ucmus sowie ein Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde und Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) setzten ab 12 Uhr als Zeichen der Toleranz und des gegenseitigen Respekts das rollende Kunstrad "Engel der Kulturen" in Bewegung (Tische 34 bis 39).

"Wir bringen die Welt zum Staunen", zeigte sich Fritz Pleitgen, Vorsitzender Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, im Vorfeld überzeugt von dem Großereignis. Die Zahlen scheinen ihn zu bestätigen. Rund 20.000 Tische und 40.000 Bänke werden auf dem 60 Kilometer langen Teilstück zwischen Dortmund und Duisburg reichlich Platz für das "Begegnungsfest der Alltagskulturen" bieten. "Wir wollen etwas Verbindendes für das ganze Ruhrgebiet schaffen", sagt Pleitgen.

In Tisch- und Mobilitätsspur aufgeteilt
Für einen Tag wird die ehemalige Handelsroute und heutige Stadtautobahn in eine Tisch- und eine Mobilitätsspur aufgeteilt. In Richtung Duisburg präsentieren auf der Tischspur eine Vielzahl lokaler Vereine und Initiativen, aber auch privater Gruppen ein kunterbuntes Kulturprogramm. Auf der Gegenfahrbahn in Richtung Dortmund können Radfahrer und Inlineskater am bunten Treiben entlangfahren.

"Still-Leben" ist nicht nur ein spektakuläres Großereignis, sondern auch ein logistischer Kraftakt. Für 31 Stunden muss die Herzschlagader des Ruhrgebiets, der stark befahrene Ruhrschnellweg, gesperrt, müssen Tische, Bänke und Aktionsbühnen auf- und abgebaut werden. Knapp 12.000 Helfer sollen dafür sorgen, dass alles reibungslos funktioniert.

Deutsch-italienische Gesellschaft und Wikipedia-Stammtisch
725.000 Liter alkoholfreie Getränke, dazu 300.000 Äpfel und Nektarinen werden die Besucher an rund 95 Versorgungsstationen erfrischen. Nicht zu vergessen die 2.700 sanitären Anlagen, die zum Teil in ganz Europa geordert werden mussten. Bier- und Bratwurststände wir so mancher Besucher - wegen fehlender Stromanschlüsse - vermissen, auf der gesamten Festmeile herrscht zudem aus Sicherheitsgründen ein Grill- und Glasverbot, nachzulesen in der eigens erlassenen Haus- und Streckenordnung.

Die Teilnehmer konnten in den vergangenen Monaten die Tische reservieren lassen, wenn sie einen kulturellen Beitrag zum Supersonntag im Ruhrgebiet leisten. Die Palette der angemeldeten Beiträge reicht vom Pudelclub bis zum philosophischen Stammtisch, von Brautpaaren bis zu Bluesrockern, von der deutsch-italienischen Gesellschaft bis zum Wikipedia-Stammtisch. Neben zahlreichen kulinarischen Genüssen soll auch der literarische Genuss nicht zu kurz kommen, versprechen die rappenden Pottpoeten ebenso wie ein Goethe-Dinner. Fritz Pleitgen: "Still-Leben Ruhrschnellweg hat das Potenzial, zum emotionalen Gründungsmoment der Metropole Ruhr zu werden."