Ein Kommentargespräch mit domradio.de-Chefredakteur Brüggenjürgen

"Zdarsa hat die nötige Erfahrung im Gepäck"

Konrad Zdarsa wird Bischof von Augsburg. Für deutsche Verhältnisse erfolgte die Nachfolgeregelung außergewöhnlich schnell. Die deutschen Bischöfe zeigten sich erfreut über die Entscheidung. Auch domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen gibt sich im Kommentargespräch optimistisch.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / ( DR )

domradio.de: Ist Entscheidung für Zdarsa eine Überraschung?
Brüggenjürgen: In jeder Hinsicht. Wir merken: Der Papst ist immer wieder für Überraschungen gut. Normalerweise sagt man ja: Kleinigkeiten erledigt die katholische Kirche sofort, Wunder dauern wie gewöhnlich neun Monate. Das gilt eigentlich auch immer Bischofsernennungen. Dass das jetzt so in Windeseile passiert ist, ist in der Tat eine handfeste Überraschung.

domradio.de: Eine Bischofsernennung lässt mitunter viele Monate auf sich warten. Was muss man daraus folgern, dass schon zwei Monate nach dem Rücktritt von Walter Mixa am 21. April jetzt ein neuer Bischof ernannt wird?
Brüggenjürgen: Da ist die Not ohne Zweifel in Augsburg groß. Und man kann auch nicht sagen, dass Rom davon nichts mitbekommen hat. Die dramatische Lage muss dem Heiligen Vater deutlich geworden sein und hier gibt es Handlungsbedarf. Wir erinnern uns daran: Es ist noch nicht lange her - im April - da gab es diese ganz gravierenden Vorwürfe. Daraufhin hat Mixa seinen ersten Rücktritt erklärt. Teilweise ist er davon wieder zurückgerudert. Und erst jetzt am 2. Juli gab es eine Privataudienz von Bischof Mixa, anlässlich derer man dann sagte: Jetzt ist die Angelegenheit endgültig abgeschlossen. Dass wir jetzt heute schon diese Entscheidung haben, das signalisiert eigentlich allen kirchlichen Insidern, dass hier dringendes Handeln erforderlich war. Und es ist auch gehandelt worden.

domradio.de: Nicht allein die Tatsache, dass der Papst schnell entschieden hat, kommt unerwartet. Hatte den irgend jemand den Namen des neuen Bischofs auf dem Bildschirm?
Brüggenjürgen: Es wird in solchen Fällen ja immer viel gemunkelt. Es gab Kandidaten, die aus dem Bistum Augsburg selbst kamen. Ich denke da nur einmal an den Weihbischof Anton Losinger, der als hervorragender Kandidat gegolten hätte. Aber ganz viele haben gesagt: Nach dem, was da alles passiert ist, hat sich jeder positioniert und da ist es wichtig, dass jetzt ein Externer das Ruder übernimmt. Ich hatte den Bischof Zdarsa nicht auf meiner Rechnung.

domradio.de: Wer ist dieser künftige Bischof von Augsburg Konrad Zdarsa?  
Brüggenjürgen: Er ist vielleicht genau der richtige Mann, den das Bistum Augsburg jetzt gebrauchen kann. Er ist von Hause aus sehr, sehr bodenständig. Zdarsa, 1944 als siebtes Kind einer aus der Steiermark und Sachsen stammenden Familie geboren, machte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Dreher. Ein handfester Handwerker also. Ein ganz solider Kirchenmann. Er hat schon viel Erfahrung gesammelt: In Rom studierte er an der "Gregoriana", wo er von 1977 bis 1982 als Doktorand tätig war und mit einer kirchenrechtlichen Arbeit über das Sakrament der Firmung promovierte. 1974 wurde er in Dresden zum Priester geweiht. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2007 zum Bischof des 1994 wieder gegründeten Bistums Görlitz. Dort in diesem kleinen Bistum Görlitz mit seinen 30.000 Katholiken hat er sehr deutlich gemacht, was alles notwendig ist. Und er kennt Bistumsarbeit von der Pike auf. Aber jetzt ein so großes Bistum wie Augsburg mit 1,4 Millionen, das ist in der Tat eine Herausforderung.

domradio: In Kirchenkreisen hatte man erwartet, dass Papst Benedikt XVI. auf einen Kandidaten außerhalb des Bistums setzt. Warum?
Brüggenjürgen: Das lag quasi auf der Hand, um den ganzen Laden in Augsburg wieder zu befrieden. Schließlich hinterlässt Mixa, dem unter anderem Prügelstrafen und Veruntreuung vorgeworfen werden, ein ziemlich verunsichertes Bistum. Jetzt müssen die verschiedenen Gräben zugeschüttet und Brücken gebaut werden. Dafür braucht es jemanden, der Ruhe hineinbringt und die Sache nach vorn bringt. Insofern ist das eine sehr, sehr kluge Entscheidung, dass man im Bistum Augsburg und in der Weltkirche jetzt darauf setzt, dass hier wieder Frieden einkehrt.

domradio.de: Konrad Zdarsa steht also vor einer schwierigen Aufgabe. Er findet ein Bistum vor, das gespalten ist, wie wohl kein anderes zur Zeit. Was muss er bewerkstelligen und wie kann er das tun? …
Brüggenjürgen: Meines Erachtens hat er die nötige Erfahrung im Gepäck. Er ist in Rom gut vernetzt. Er kennt aber auch die deutschen Landen. Erkennt die ganze Ost-West-Problematik - alles aus eigener Erfahrung. Er hat Bistumserfahrung, hat Personalleitungsaufgaben bei der Caritas ausgeübt. Jetzt geht es darum, dass man wieder zueinander kommt. Da werden sich alle aufraffen müssen. Insofern ist sein selbstgewählter bischöflicher Leitspruch aus dem Epheser-Brief "Den Er ist unser Friede" genau das richtige Motto, was in Augsburg angesagt ist. Darauf freuen sich nicht nur die Gläubigen in Augsburg.

domradio.de: Wird der neue Mann auf Unterstützung des Kirchenvolkes in Augsburg hoffen können?
Brüggenjürgen: Das muss man abwarten. Im Moment läuten die Glocken in Augsburg ja noch und alle Gläubigen freuen erst einmal über einen neuen Bischof. Man wird beobachten müssen, ob die Gemeindemitglieder in Augsburg sich miteinbezogen fühlen und sich auf den neuen Bischof freuen. Eigentlich kann es nur nach vorn gehen und das wünschen wir diesem Bistum auch.

Interview: Monika Weiß