Sonderausstellung zum Einheitsjahr 1990

Der Trabbi im Sperrmüll

Ein Trabbi landet im Sperrmüll-Container. Mutter, Tochter und Sohn versuchen trotz verhangenem Schaufenster schon mal einen Blick auf die neue Auslage des Spielwarengeschäfts zu erhaschen: Fotos aus dem Einheitsjahr 1990, die das Deutsche Historische Museum in Berlin zum 20. Gedenktag präsentiert.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Optischer Mittelpunkt der Schau ist der originale Runde Tisch, an dem die "Zwei-Plus-Vier-Gespräche" stattfanden. Das historische Möbel stand zwischenzeitlich in einer Garage in Brandenburg, wie der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Hans Ottomeyer, verrät. Nachdem der Vertrag ausgehandelt war, der den Weg zur Wiedervereinigung frei machte, war er dorthin gekommen, bis ihn das Museum schließlich vor einigen Jahren erwarb.

Um den Runden Tisch sind im Pei-Bau des DHM auf rund 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche zwölf Stationen angeordnet, die wichtige Ereignisse im Einheitsjahr beleuchten. Empfangen wird der Besucher mit Bildern zur friedlichen Revolution und zum Fall der Mauer. Dokumentiert werden auch die letzte Volkskammerwahl, das Ende der Grenzkontrollen, die Währungs- und Wirtschaftsunion und der 3. Oktober, an dem beide deutsche Staaten schließlich vollständig vereint wurden.

Die Schau belege, wie weit der Weg vom Fall der Mauer am 9. November 1989 bis zur Wiedervereinigung noch war, so Ottomeyer. Es sei eine politische Ausstellung von einem Ereignis, dass die jüngere Generation nur aus Bildern kenne. Auch nach 20 Jahren sei der historische Prozess jedoch noch nicht abgeschlossen, betonte Ottomeyer. In einigen Jahren würden die Momentaufnahmen und die vielen emotionalen Bilder vielleicht anders bewertet als heute.

Dokumemte wechselnder Stimmungslage
Die Schau umfasst viele Fotos von 1990, die vor allem die wechselnde Stimmungslage der Ostdeutschen dokumentieren. Nach der ersten großen Begeisterungswelle wurden zunehmend kritische Stimmen laut. Zu sehen sind etwa wütende Menschen, die gerade ihren Arbeitsplatz verloren haben oder Bürgerrechtler, die symbolisch den Verfassungsentwurf ihres zentralen Runden Tisches zu Grabe tragen. Die westdeutsche Perspektive wird vor allem durch Titelseiten von Zeitungen und Magazinen geboten.

Der Wunsch nach einer solchen Ausstellung sei aus dem Bundeskanzleramt gekommen, berichtet Ottomeyer. Anders als im vergangenen Jahr zum 20. Jahrestag des Mauerfalls sei von seiten der Politik bis auf die Feier zum 3. Oktober in Bremen bislang aber wenig geplant.

Für die Ausstellung konnte das Museum auch auf viele Hörfunk- und Fernsehmitschnitte des Deutschen Rundfunkarchivs zurückgreifen. So gibt es Reden des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl und anderer Spitzenpolitiker, aber auch viele Bürgerrechtler kommen zu Wort.

Auf dem Runden Tisch selbst lassen ebenfalls viele Fotos die Ereignisse von vor 20 Jahren wieder lebendig werden. Hier wird zudem das ein oder andere Exponat präsentiert, das damals beteiligte Politiker zur Verfügung stellen. Von Lothar de Maziere etwa, dem letzten Ministerpräsident der DDR, ist es die Aktenmappe. Sie stammt aus der Sowjetunion. Der Füller, mit dem er den Vertrag unterzeichnete, kam dagegen aus China.