Das "Schwarzbuch Öl" erschien schon vor Jahren - und ist noch immer aktuell

Gier, Krieg, Macht und Geld

Nach dem Untergang der Deepwater Horizon erscheint das bereits fünf Jahre alte "Schwarzbuch Öl - Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld" geradezu prophetisch. Entsprechend nüchtern kommentiert Autor Klaus Werner die aktuelle Umweltkatastrophe. Gegenüber domradio.de beschreibt er skrupellose Wirtschaft im Schutz der Politik.

 (DR)

domradio.de: Gier, Macht, Geld - alles das begegnet uns jetzt in den Nachrichten - wie sehr überraschen diese jeden Tag neuen Skandale?
Werner: Überrascht hat er mich nicht, leider. Die Öl-Konzerne versuchen, mit immer weniger Rücksicht auf die letzten Erdöl-Reserven zuzugreifen. Es gibt ungefähr nur noch die Hälfte des Erdöls, das einst vorhanden war. Aber diese zweite Hälfte ist nur mit sehr, sehr großem Aufwand unter sehr, sehr hohen Risiken zu gewinnen. Und das bedeutet Umweltrisiken, das bedeutet das Risiko von Krieg, Zerstörung, usw.

domradio.de: Von diesen Risiken schrieben Sie schon vor fünf Jahren - wurden sie wissend in Kauf genommen?
Werner: Ja, weil es um sehr hohe Profite geht. Eigentlich ist die gesamte Erdöl-Wirtschaft - und unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert auf Erdöl - eigentlich ein Auslaufmodell, das gehört wahrscheinlich in wenigen Jahrzehnten der Geschichte an. Und diese großen Konzerne, die die Monopole besitzen, versuchen mit aller Kraft noch das Letzte rauszuholen, um die Profite ihrer Aktionäre zu sichern.

domradio.de: Und die Politik scheint da leichtfertig mitzumachen?
Werner: Das liegt daran, dass die Regierungen unter sehr großem Einfluss der Lobby der Konzerne stehen und sehr stark die Politik dieser Konzerne erfüllen - und nicht das machen, für was sie gewählt wurden: Politik im Interesse der Bevölkerungen ihrer Länder machen und im Interesse des Überlebens des Planeten.

domradio.de: Die eigentliche Katastrophe ist ja jetzt das dilettantische Herumgeschraube und die Vertuschungsversuche - ein Einzelfall?
Werner: Das ist kein Einzelfall, das betrifft so gut wie alle großen Erdöl-Konzerne, die unter in Kaufnahme großer Umwelt- und Kriegsrisiken hier Wirtschaft betreiben und vertuschen. Wir konnten im Schwarzbuch Öl nachweisen, dass wirklich alle bekannten Erdöl-Konzerne unter Missachtung von Menschenrechten und unter in Kaufnahme der Zerstörung der Umwelt wirtschaften. Und dass das leider zum großen teil auch von unseren Regierungen gedeckt wird.

domradio.de: Die aktuelle Katastrophe betrifft die USA, in Ihrem Buch nennen Sie auch Beispiele, für die sich die Weltöffentlichkeit nicht interessiert.
Werner: Da gibt es sehr viel, zum Beispiel die Zerstörung indigener Gebiete, da sind auch BP und viele andere beteiligt, wo in Urwaldgebieten in Lateinamerika oder in Asien die letzten Naturreservate zerstört werden, um an dieses Öl ranzukommen. In Ländern wie Nigeria, Indonesien oder Ekuador, wo relativ schwache Regierungen herrschen, ist das sehr leicht - aber es ist auch immer gedeckt von den Regierungen der Herkunftsländer. Bei BP ist das das Großbritannien, das sind maßgeblich vor allem us-amerikanische Konzerne.

Das Gespräch führte Ina Rottscheidt. Hören Sie es hier in voller Länge nach.