Kritik an Guttenbergs Wehrdienst-Plänen

Verkürzung ohne Sinn?

Wohlfahrtsverbände sorgen sich im Falle einer auf sechs Monate verkürzten Wehrdienstzeit um die Zukunft des Zivildienstes. Sie lehnen die Pläne von Verteidigungsminister Guttenberg ab, den Wehrdienst und damit auch den Zivildienst schon ab Oktober auf ein halbes Jahr zu verkürzen.

 (DR)

Der Caritas-Verband forderte das Verteidigungs- und das Bundesfamilienministerium auf, bis April die gesetzlichen Grundlagen für die neuen Dienstzeiten für Wehrpflichtige zu schaffen. «Ich bin aber skeptisch, dass das gelingt», sagte Caritas-Sprecherin Barbara Fank-Landkammer. Die Caritas-Einrichtungen, die rund 10 600 Zivildienstleistende beschäftigen, stellen sich bereits auf die neuen Regelungen für die Bezahlung und die verkürzten Schulungen ein. «Wir erwarten, dass die freiwillige Verlängerung geregelt wird», sagte Fank-Landkammer.

Der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreuter, räumte derweil ein, dass die Anpassung des Zivildienstes an die verkürzte Wehrpflichtzeit der Regierung noch Sorgen bereitet. «Ich nehme es ausgesprochen ernst, dass die Einsatzstellen solche Probleme mit der Neuregelung haben. Wenn es keine Lösung gibt, kann es zu einer Ausstiegswelle kommen.» In der Koalition sei man sich nicht einig über eine Anschlusslösung für den Zivildienst, erklärte der dem Bundesfamilienministerium zugeordnete Bundesbeauftragte.

Malteser: Freiwillige Verlängerung
"Mit der angekündigten früheren Verkürzung des Wehrdienstes muss es gleichzeitig die Möglichkeit einer freiwilligen Verlängerung geben," so Johannes Freiherr Heereman, Geschäftsführender Präsident des Malteser Hilfsdienstes.

Bei den Maltesern sind rund 1200 Zivildienstleistende im Jahresdurchschnitt beschäftigt. Haupteinsatzbereiche seien der Fahrdienst für Menschen mit Behinderung, der Menüservice sowie der Hausnotruf. Zivildienstleistende würden hier zu wichtigen Bezugspersonen für hilfebedürftige Menschen -  ein Wechsel nach nur sechs Monaten sei kaum zumutbar, so Heereman.

Aktuelle Überlegungen der Politik, ein Modell der freiwilligen Verlängerung zu schaffen, werden daher von den Maltesern als dringend notwendig erachtet.

DRK: Wir brauchen mehr Zeit
Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Rudolf Seiters sagte am Mittwoch in Berlin, in der kurzen Zeit sei es unmöglich, einen Ersatz für die Leistungen der Zivildienstleistenden zu schaffen. Der DRK-Chef mahnte: «Die von uns betreuten Menschen dürfen unter der Umstellung nicht leiden. Wir brauchen mehr Zeit und eine entsprechende Förderung, um einen Ausgleich durch Freiwilligendienste zu organisieren.» Der Zivildienst müsse inhaltlich und organisatorisch umstrukturiert werden.

Auch Seiters forderte, die Bundesregierung müsse eine unkomplizierte, freiwillige Verlängerung der Zivildienstzeit ermöglichen und finanzieren. Befremdlich sei, dass «die Ankündigung einer vorgezogenen Wehrdienst- und Zivildienstverkürzung ohne jegliche Kontaktaufnahme mit den Wohlfahrtsverbänden erfolgte, die jetzt vor großen Problemen stehen.»

Auch der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Werner Hesse, forderte die Möglichkeit einer freiwilligen Verlängerung des Zivildienstes. Gegenüber dem Nachrichtensender N24 äußerte er Skepsis, ob ein sechsmonatiger Zivildienst-Einsatz noch sinnvoll sei. «Für uns heißt das, dass ein Zivildienstleistender im Grunde nur noch dreieinhalb Monate zur Verfügung steht.»