Jesuitenpater Prof. Michael Bordt über die Missbrauchsfälle

"Sich der Realität der Gesellschaft stellen"

Die Missbrauchsfälle haben den Jesuiten-Orden in eine ernste Krise gestürzt. Jesuitenpater Michael Bordt hat bereits 2008 das Buch "Was in der Krise zählt" veröffentlicht. Im Interview mit domradio.de berichtet er, welchen Weg er für den Orden und die Kirche aus der Vertrauenskrise sieht.

 (DR)

"Es sind sehr unterschiedliche Gefühle, die durch die Schlagzeilen hervorgerufen werden." sagt Jesuitenpater Prof. Michael Bordt. Die Reaktion der meisten Jesuiten sei ein Schock, hinter dem sich eine tiefe Scham verberge: "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass diese Dinge bei den Jesuiten in Deutschland passieren würde."

Bordt hat den Eindruck, dass die Diskussion in den Medien in die falsche Richtung führt: Sie würde von vielen für einen Generalangriff auf die katholische Kirche missbraucht. Nicht der Umgang der Kirche mit dem Thema Sexualität sei ein Grund für die Missbräuche, so Bordt.

"Große Transparenz und Gerechtigkeit"
In seinem Buch "Was in der Krise zählt", habe er schon vor zwei Jahren versucht etwas darüber zu sagen, wie man in Krisenzeiten als Gläubiger handeln sollte. "Es geht um einen inneren Weg, um große Transparenz und Gerechtigkeit. Es geht darum, sich der Realität des eigenen Lebens und der Realität in der Gesellschaft nüchtern zu stellen und mutig eigene Schritte zu gehen", so Bordt

Er selbst habe aus der Krise gelernt "radikal die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen." Es dürfe keine Rücksicht auf finanzielle Einbußen oder einen gewaltigen Rufschaden geben. Bordt betonte, dass jedem Opfer Recht widerfahren und es in der Öffentlichkeit gehört werden müsse.