Neuer Missbrauchs-Beauftragter will Betroffenen Mut machen

"Opfer haben Recht auf Aufklärung"

Die katholischen deutschen Bischöfe wollen alles ihnen Mögliche tun, um Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufzuklären. Das betonte der neue Missbrauchs-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, am Freitag in Trier. Er hob hervor, die Opfer hätten ein Recht auf Aufklärung.

Autor/in:
Peter de Groot
Bußakt der Bischöfe im März - Bischof Ackermann kündigt Zeichen der Umkehr an (KNA)
Bußakt der Bischöfe im März - Bischof Ackermann kündigt Zeichen der Umkehr an / ( KNA )

Der Trierer Bischof war auf der am Donnerstag beendeten Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz zum bundesweiten Ansprechpartner für alle «Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich» bestimmt worden.

Ausdrücklich begrüßte Ackermann, dass durch die in den letzten Wochen hergestellte Öffentlichkeit in Sachen Missbrauch in der Kirche viele Opfer Mut gefasst hätten, sich zu melden. «Wir wollen den Dingen offensiv nachgehen», sagte der Bischof. Als Missbrauchs-Beauftragter will er nach eigenem Bekunden auch deutlich machen, dass es keinen Grund gebe, die Kirche, die Priester sowie andere kirchliche Mitarbeiter unter einen Generalverdacht zu stellen. Der gute Ruf der Kirche sei beschädigt, er müsse wiederhergestellt werden. Ackermann warnte vor einer «Verdachtsoptik». Seelsorge brauche einen Raum des Vertrauens.

Kein "Oberermittler"
In der Frage, wann die Strafverfolgungsbehörden im Falle eines Verdachts eingeschaltet werden sollten, sagte Ackermann eine Prüfung zu. Bislang gebe es deshalb keine Pflicht zur Anzeige im Falle eines Verdachts, weil eine solche Vorschrift die Schwelle für Opfer erhöhen würde, sich zu melden. Den Vorwurf, die Kirche habe sich mit ihrer bisherigen Praxis einen Rechtsraum jenseits des Gewaltmonopols des Staates aufgebaut, nannte Ackermann abwegig. Er stellte klar, dass die Kirche die Kooperation mit den Staatsanwaltschaften suche.

Zu seinen Aufgaben als Missbrauchs-Beauftragter gehört laut Ackermann die Überprüfung der kirchlichen Leitlinien aus dem Jahr 2002. Als weitere Punkte nannte der Bischof das Gespräch mit Experten und Initiativen in der Zivilgesellschaft, etwa dem Kinderschutzbund, sowie mit den Verantwortlichen in der Priesterausbildung, das Bemühen um eine stärkere Vernetzung der Bischöfe und die Dokumentation von Daten und Fakten. Als Missbrauchs-Beauftragter, so Ackermann, sei er kein «Oberermittler». Vielmehr versuche er, die Dinge zu koordinieren. In seiner Arbeit soll der Trierer Bischof von einem Büro unterstützt werden, das im Bonner Sekretariat der Bischofskonferenz eingerichtet wird.