Streit über Migrantenquote für öffentlichen Dienst

"Eine Quote ist unsinnig"

Jeder fünfte Beschäftigte im öffentlichen Dienst soll nach dem Willen der Bundesregierung künftig aus einer Zuwandererfamilie kommen. Das fordert die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer. "Eine Quote ist unsinnig", sagt dagegen Armin Laschet. Im domradio-Interview erklärt der NRW- Integrationsminister, warum.

 (DR)

domradio: Könnte das ein Weg sein: mehr Ausländer in den öffentlichen Dienst integrieren?
Laschet: Mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die hier geboren sind, die Deutsch sprechen, die Teil unseres Landes sind in den öffentlichen Dienst zu bringen - das ist sicher eine wichtige Aufgabe. Wir suchen beispielsweise händeringend Polizisten, die eine Zuwanderungsgeschichte haben, die Deutsch und Türkisch sprechen und die dann in Konflikten natürlich ganz anders tätig werden könnten. Wir werben als Landesregierung dafür, dass Abiturienten den Lehrerberuf ergreifen, denn gerade in diesem Beruf kann viel wieder an eine nächste Generation weitergegeben werden. Aber unser Problem ist: Wir haben gar nicht so viele Zuwanderer, die sich für diese Berufe interessieren. Und insofern halte ich nämlich nichts von einer Quote.

domradio: Eine Quote lehnen Sie also ab?
Laschet: Eine Quote ist unsinnig. In dem einen Feld - nämlich bei Polizei und Lehrern - gibt es gar nicht genug Bewerber. Jeder, der bereit wäre, diese Berufe zu ergreifen, wird auch, wenn er kompetent ist, eingestellt. Da brauchen wir keine Quote. Und für den gesamten öffentlichen Dienst jetzt beispielsweise vorzuschreiben, dass 20 Prozent Menschen mit Zuwanderungsgeschichte eingestellt werden sollen, das ist unrealistisch. Denn wir haben ja in allen öffentlichen Verwaltungen - auf der Bundesebene, auf der Länderebene und auch auf der kommunalen Ebene - eher die Aufgabe, große Bürokratien abzubauen, Personal einzusparen. Und da wird man angesichts der Fluktuation, die es gibt, niemals erreichen, dass 20 Prozent dann Zuwanderer sind. Ich finde, Verwaltungen sollten einen Blick dafür haben, dass sie auch ihre eigenen Kompetenzen stärken, wenn sie Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einstellen. Aber das kann man nicht mit Quoten vorschreiben.

domradio: Wie könnte man denn die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund verbessern?
Laschet: Integration findet ja nicht durch die Einstellung in den öffentlichen Dienst an. Integration fängt erstmal mit Bildung an, mit frühkindlicher Förderung. Wir haben im Kinderbildungsgesetz ja genau da angesetzt: alle Kinder mit vier Jahren auf Sprachkompetenz testen und schon vor der Schule in der deutschen Sprache ausbilden. Dann: mehr Ganztagsangebote. Aufstiegschancen in unserer Gesellschaft sind ein Thema. Wir müssen Aufstieg für jeden, der sich anstrengt, möglich machen. Und der zweite Gedanke kann dann erst sein: öffentlicher Dienst. Wenn sie unserer Ministerium nehmen: Wir haben mehrere Zuwanderer eingestellt, weil das auch die Kompetenz natürlich stärkt, wenn man Menschen hat, die sich auch in den Welten von Zuwanderern auskennen.  Ich denke, auch die Stadtverwaltung in Köln macht so etwas. Aber da muss man im Einzelfall entscheiden, einen Blick dafür haben, und nichts mit Quoten vorschreiben.

Das Gespräch führte Tommy Millhome.