Erzbischof Marx fordert von CDU "dezidiertes Bekenntnis" zum Glauben

"Verpflichtet auf Jesus Christus hin"

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx die CDU aufgefordert, bei ihrer Politik christliche Grundsätze stärker zu beachten. "Das C verpflichtet auf Jesus Christus hin, es ist nicht nur ein Adjektiv, wie 'liberal' oder 'sozial', dessen Bedeutung beliebig interpretiert werden kann", sagte Marx in einem Interview des Hamburger Nachrichten-Magazins "Der Spiegel".

 (DR)

Wörtlich betonte der Erzbischof: "Was mir fehlt, ist ein dezidiertes Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur Kirche. Im CDU-Grundsatzprogramm ist ganz allgemein von 'christlichen Werten' die Rede. Das ist mir viel zu wolkig."

Im Einzelnen wandte sich Marx gegen eine "Steuerpolitik, die allein die Wohlhabenden bevorteilt", die Forschungspolitik in der Frage der embryonalen Stammzellen und den Ansatz der Familienpolitik der CDU.
Das Leitbild einer christlichen Partei müsse die Ehe von Mann und Frau sein, betonte Marx: "Ich bin dagegen, dass andere Lebensformen, etwa homosexuelle, auf dieselbe Stufe mit der Ehe gestellt werden." Auch sei es nicht "der Weisheit letzter Schluss", schon einjährige Kinder in die Krippe zu stecken. "Die Politik geht in die Irre, wenn sie den Menschen vorgaukelt, man könne alles zugleich haben: Karriere, hohes Einkommen und Kinder."

Arbeitskreis ernst nehmen
Die CDU ist nach Einschätzung des Münchner Erzbischofs in den vergangenen Jahrzehnten "protestantischer geworden", auch viele Konfessionslose wählten die Partei. Marx forderte die CDU-Führung dazu auf, die Gründung des "Arbeitskreises Engagierter Katholiken" innerhalb der Union ernst zu nehmen: "Die Gründung drückt jedenfalls das Gefühl aus, dass eine wichtige Strömung innerhalb der Partei zu wenig Gehör findet."

Die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel am Papst wegen dessen Umgang mit dem britischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson hat laut Marx zu schweren Verstimmungen bei der katholischen Kirche geführt. "Wir alle waren verärgert", sagte er. Der Papst habe sich "völlig eindeutig zu den inakzeptablen Äußerungen" Williamsons geäußert. "Ich hielt es deshalb nicht für angebracht, dass sich die Kanzlerin in die Debatte einmischt."