Jesuitenpater Hagenkord zum jüngsten Dekret von Papst Benedikt XVI.

"Er weiß ganz genau, was er tut"

Die Seligsprechungen der Päpste Johannes Paul II. und Pius XII. rücken näher. Warum Benedikt XVI. beiden gleichzeitig den "heroischen Tugendgrad" zuerkannt hat und welche Schritte nun bis zur Seligsprechung noch bevorstehen - der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Jesuitenpater Bernd Hagenkord, im domradio-Interview.

 (DR)

domradio: Was genau ist denn mit einem "heroischen Tugendgrad" gemeint?
Hagenkord: Damit ist gemeint, dass die betreffende Person im Ruf der Heiligkeit steht. Es geht darum: Hat dieser Mensch ein Leben geführt, das der Verehrung würdig ist?

domradio: Die Amtszeiten Pius' des Zwölften und Johannes Pauls des Zweiten waren von vielen Umbrüchen in Kirche und Politik geprägt. Ist das der Grund, weshalb beide Päpste am Samstag in einem Atemzug genannt wurden?
Hagenkord: Ich befürchte: Nein. Es ging wirklich nur darum, alle anstehenden Verfahren - es sind insgesamt 21 - dem Papst vorzulegen. Erhat dann ja auch alle per Dekret zugelassen. Ich glaube, dass beide Päpste gleichzeitig genannt wurden, hat fast mehr verwaltungstechnische Gründe, etwas banal ausgedrückt.

domradio: Nun kommt von jüdischer Seite Kritik an einer möglichen Seligsprechung Pius' des Zwölften. Wie geht der Vatikan damit um?
Hagenkord: Benedikt hat das Dekret Pius XII. ja schon vor zwei Jahren vorgelegt bekommen, ohne es zu unterzeichnen. Nach zwei Jahren Ruhe hat er es nun doch unterschrieben. Ich denke, er weiß ganz genau, was er tut; und versucht das vorsichtig nach dem vorgeschriebenen Verfahren abzuhalten - ohne dass allzu viel Politisches passiert.

domradio: Wie ist denn nun der weitere Verlauf, bis beide Päpste zur Ehre der Altäre erhoben werden?
Hagenkord: Als Nächstes muss die zweite Bedingung erfüllt werden: das ist der Ruf der Wundertätigkeit, es werden Wunder gesucht, die auf die Fürsprache der später mal Seligzusprechenden passiert sein könnte. Das wird dann genau untersucht als nächster Schritt im Verfahren.

Das Gespräch führte Monika Weiß.