Deutschlands Bevölkerung schrumpft weiter - Regierung will Kommission einsetzen

Weniger und älter

Deutschlands Bevölkerung wird bis zum Jahr 2060 kontinuierlich schrumpfen. Zudem wird in 50 Jahren jeder Siebte 80 Jahre oder älter sein, wie sich aus der neuen Vorausberechnung zur Bevölkerungsentwicklung des Statistischen Bundesamtes ergibt, die Präsident Roderich Egeler am Mittwoch in Berlin vorstellte. Das Bundeskabinett vereinbarte bei seiner Klausurtagung im brandenburgischen Meseberg, eine Demografie-Kommission einzusetzen.

 (DR)

Von heute 82 Millionen Menschen wird die Zahl im Jahr 2060 auf 65 bis 70 Millionen Menschen zurückgehen, errechneten die Statistiker. Sie gingen dabei von einer konstanten Kinderzahl je Frau (1,4) aus, aber aufgrund einer geringeren Zahl von Frauen im gebärfähigen Alter von insgesamt weniger Kindern. Die Lebenserwartung steigt nach der Annahme weiter an: Im Jahr 2060 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Jungen bei 85 Jahren (heute bei 77 Jahren) und für Mädchen bei 89,2 Jahren (heute 82,2 Jahre).

Darüber hinaus gingen die Statistiker davon aus, dass unterm Strich rund 100.000 Menschen nach Deutschland einwandern. Der Bevölkerungsrückgang kann nach Einschätzung des Bundesamtes jedoch weder durch Zuwanderungsüberschüsse noch durch eine etwas höhere Kinderzahl je Frau aufgehalten werden.

Regierung sucht Strategie
Die Bundesregierung will unter Leitung des Bundesinnenministeriums noch in diesem Jahr einen Staatssekretärs-Ausschuss zum demografischen Wandel einsetzen. Das Gremium werde dem Kabinett im Jahr 2011 einen Bericht vorlegen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. Bis 2012 werde eine politische Strategie zum Umgang mit der Alterung der Gesellschaft erarbeitet. Im Osten Deutschlands soll mit Pilotprojekten erprobt werden, wie Regionen auf den Bevölkerungsschwund durch Abwanderung und Alterung reagieren können.

Die Altersstruktur wird sich so entwickeln, dass 2060 jeder Dritte 65 Jahre oder älter sein wird. Heute ist es jeder Fünfte. Entsprechend verändert sich das Verhältnis der Erwerbstätigen zu den Rentnern. 2060 werden doppelt so viele Personen im Rentenalter auf 100 Personen im Erwerbsalter entfallen wie heute. Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren wird von heute 50 Millionen auf 33 bis 36 Millionen Personen im Jahr 2060 zurückgehen.

Hinzu kommt, dass unter den Berufstätigen wesentlich mehr Ältere sein werden als heute. Schon in zehn Jahren werden 40 Prozent der Erwerbstätigen älter als 50 sein. Heute sind es 31 Prozent.

Land der Hochbetagten
Die Alterung der Gesellschaft schlägt sich in den Zahlen der Hochbetagten besonders gravierend nieder. Im vergangenen Jahr war etwa fünf Prozent der Bevölkerung 80 Jahre oder älter, insgesamt vier Millionen Menschen. Dieses Zahl wird aufgrund der geburtenstarken 1960er Jahrgänge 2050 ihren Höchststand mit mehr als zehn Millionen hochbetagten Menschen erreichen. Bis 2060 sinkt die Zahl dann wieder auf neun Millionen, so die Vorausberechnung.

Damit wird es in 50 Jahren fast so viele Menschen in diesem hohen Alter geben wie unter 20-Jährige. 2008 betrug der Alter der jungen Menschen 19 Prozent. Im Jahr 2060 werden es nur noch 16 Prozent sein.

"Der Umgang mit den Auswirkungen der Alterung wird eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte sein", sagte Egeler. Der aktuelle Altersaufbau der Gesellschaft verschärfe den demografischen Wandel zusätzlich.