Fritz Schramma zieht Bilanz seiner Kölner OB-Zeit

Zwischen WJT und Stadtarchiv

Am Dienstag endete die Dienstzeit von Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma. Im Rathaus übergab er symbolisch an seinen Nachfolger Jürgen Roters den Schlüssel der Stadt und damit die Amtsgeschäfte. Im domradio-Interview zieht der 64-jährige eine Bilanz seiner Amtszeit und blickt nach vorne auf eine Zeit "ohne Stress und Terminkalender".

Fritz Schramma: Oberbürgermeister der Stadt Köln von 2000 bis 2009  (DR)
Fritz Schramma: Oberbürgermeister der Stadt Köln von 2000 bis 2009 / ( DR )

domradio: Jetzt sind Sie nicht mehr Oberbürgermeister Kölns - macht Sie das wehmütig?
Schramma: Der Abschied kam ja jetzt nicht ganz unvorbereitet für mich, ich fühle ich sehr ok.

domradio: Sie waren neun Jahre lang OB, an was erinnern Sie sich am liebsten zurück?
Schramma: Es gibt viele schöne Stunden und Erlebnisse. Natürlich ist der Weltjugendtag mir nachhaltig in Erinnerung geblieben, die Begegnung mit dem Papst, die Begegnung mit Hunderttausenden jungen Menschen, das war toll, das ist unvergesslich.

domradio: War der Einsturz des Stadtarchivs dann der Tiefpunkt Ihrer Karriere?
Schramma: Wenn man in Superlativen redet, könnte man das als das Negativbeispiel dienstlicherseits auffassen. Wenngleich es ja auch in jeder Form ohne mein Dazutun geschehen ist, ist es aber passiert. Und wir mussten entsprechend handeln, wir haben gehandelt, nachdem wir erstmal eine regelrechte Schockstarre erlebt haben. Ich finde, dass die Arbeit, die wir dann geleistet haben, eigentlich hervorragend gelaufen ist, ganz anders, als sie häufig medial dargestellt wurde. Dass  bei diesem Unglück zwei Menschen ums Leben gekommen sind, ist schlimm, und dass dabei eine Menge Archivgut zerstört wurde, ist ganz tragisch. Jetzt geht es nur noch darum, die Verursachung des Unglücks aufzuklären. Das mache nicht ich, sondern das macht die Staatsanwaltschaft. Aber natürlich bin ich sehr daran interessiert, dass das restlos aufgeklärt wird, um endlich zu wissen, was die tatsächliche Ursache war oder gar, wer es schuld war.

domradio: Was würden Sie heute anders machen, wenn Sie die Zeit auf vor das Unglück drehen könnten?
Schramma: Wahrscheinlich würde ich gar nichts anders machen, weil ich davon überzeugt bin, dass die Planungsphase und die Vorbereitungen dazu eigentlich alle ganz in Ordnung waren. Ich gehe immer noch davon aus, dass da keine Fehler gemacht wurden. Darauf gibt es keinen Hinweis.

domradio: Was geben Sie Ihrem Nachfolger Jürgen Roters mit auf den Weg?
Schramma: Ich gebe nicht gerne Ratschläge oder Tipps, er ist genau so lange im Geschäft wie ich und hat auch seine politischen Erfahrungen. Ich würde ihm etwas wünschen, und das werde ich auch tun: Ich wünsche ihm von Herzen eine glückliche Hand für die Dinge, die in der Stadt noch zu tun sind. Denn mir liegen - und ich bin davon überzeugt, dass es ihm genauso geht - das Wohl der Bürger und die Stadt am Herzen, denn das ist unser Auftrag.

domradio: Wie geht es für Sie persönlich weiter?
Schramma: Es ist ein gelockerter Tagesrhythmus angesagt mit einer Menge an Dingen, die auch privat zu erledigen sind, eine Reihe von Aufgaben, die zuhause auf mich warten. Aber alles ohne Stress und Terminkalender. Da sind wohl hin und wieder einzelne Termine, die bereits jetzt feststehen, Einladungen und Verpflichtungen, die sich aus dem Amt heraus ergeben. Aber es wird nicht mehr ein 15-, 16-Stunden-Tag sein, wie bisher, es wird auch nicht mehr unbedingt so sein, dass ich sonntags unterwegs sein muss. Das alles wird sich sicherlich radikal ändern. Ich werde mehr Zeit für meine Frau haben, die mir das hoffentlich nicht übel nimmt. Wir können uns gerne noch mal in einem halben Jahr unterhalten, dann kann ich Ihnen erzählen, wie der Übergang war.