Caritas und Staatsoper realisieren Kinderprojekt

Theaterproben im Plattenbau

Unter Anleitung von Künstlern und Theaterpädagogen der Staatsoper Berlin und betreut von Sozialpädagogen der Caritas erarbeiten derzeit rund 120 Kinder aus dem Ostberliner Bezirk Lichtenberg eine Kinderoper. Im Mai 2010 soll sie aufgeführt werden - und Einblick ihren Alltag geben.

Autor/in:
Marie Wildermann
 (DR)

Ausgehend von der romantischen Oper "L'etoile" (Der Stern) von Emmanuel Chabrier entwickeln die Kinder und Jugendlichen eine eigene Version mit Texten aus ihrem Alltag in einem Teil der Stadt, der viele soziale Brennpunkte aufweist.

"Die meisten denken, dass in einer Oper eine dicke Frau viel zu lange singt und dann stirbt", so Ronald Adler, Intendant der Staatsoper über das Image, das seiner Meinung nach auch heute noch bei vielen Kindern und Jugendlichen vorherrsche. Dass die Oper etwas ganz anderes sei, "ein sinnliches und geistiges Erlebnis und Vergnügen", das wolle man den Kindern vermitteln.

Man muss nicht singen und tanzen können
Bei der Vorstellung des Projekts anlässlich des Probenbeginns waren außer Vertretern der Staatsoper und der Caritas auch die Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg, Christina Emmrich (Die Linke), vertreten. Die neue Kooperation mit dem katholischen Wohlfahrtsverband sei auch für sie ungewohnt, aber es gehe um die Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder, von denen viele aus Osteuropa kämen. Da könne eine Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Träger "nur gut ausgehen".

Franz-Heinrich Fischler, der Direktor des Caritasverbandes, hofft, dass, "alle Ziele, die man mit Jugendsozialarbeit verbindet, hier erreicht werden können." Initiatorin des Projekts ist die sozialpädagogische Leiterin der Caritas, Regina Lux-Hahn. Sie wünscht sich, dass mit der Erarbeitung der Kinderoper das Interesse bei den Kindern und Jugendlichen für klassische Musik geweckt wird. In den nächsten neun Monaten werden die Kinder regelmäßig im "Steinhaus" proben. Die Einrichtung der Caritas hat ihren Sitz in der Plattenbausiedlung an der Frankfurter Allee Süd, die auch Namensgeberin für den Titel der Oper ist: "Sternzeit F:A:S" (Frankfurter Allee Süd).

Alle interessierten Kinder aus Lichtenberg könnten an dem Projekt teilnehmen, betonen die Initiatoren und Betreuer. Für Jungen und Mädchen, die nicht singen oder tanzen wollten, gebe es aber noch genügend andere Betätigungsfelder. Sie könnten sich beim Bühnenbild oder in der Mediengruppe engagieren. Bei dieser Gruppe handelt es sich um ein Kinder-Team, das das gesamte Projekt mit Fotos und Filmen dokumentieren soll.

Unterstützung vom Bonifatiuswerk
Wichtig ist den Veranstaltern, möglichst viele Kooperationspartner aus Lichtenberg einzubinden. So setze man auf ein starkes Engagement der Eltern und kooperiere mit den Schulen des Bezirks. "Dort, wo sich Parallelen zum Lehrplan herstellen lassen, wird einiges im Unterricht bearbeitet", so der künstlerische Projektleiter der Staatsoper, Rainer Brinkmann. Auch die Musikschule des Bezirks und andere Freizeiteinrichtungen seien beteiligt. Musikstudenten von der Universität der Künste engagieren sich ehrenamtlich. Alle Aktivitäten und Termine der Kinderoper werden von einem Koordinierungsbüro gebündelt, so dass ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Finanziell unterstützt wird das 100.000-Euro-Projekt unter anderem vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Schirmherr der "Sternzeit F:A:S - Kinderoper in Lichtenberg" ist der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, der selbst ein großer Opernfreund ist und seine Unterstützung ohne Zögern zugesagt habe, so die Beteiligten.

Im Mai 2010 soll das Werk aufgeführt werden, an zwei Terminen auf der Probebühne in der Staatsoper, an vier Terminen im Theater an der Parkaue. Mehr als insgesamt sechs Aufführungen sei den Kindern nicht zumutbar, und auch logistisch werde das Projekt mit der großen Zahl an Beteiligten eine Herausforderung, so die Organisatoren.