"tag7" beleuchtet Auswege aus der Finanzkrise

Eine andere Geldwirtschaft ist möglich

Was passiert mit unserem Geld? Das war die Ausgangsfrage, die sich die WDR-Redaktion "tag7" bei der Entwicklung ihres diesjährigen "Leuchtturmprojekts" gestellt haben. Insgesamt drei Filme der Reihe fragen nun nach Ethik, Verantwortung und Moral in der Wirtschaft. Zum Auftakt: Wie können Banken in der Krise ethisch wirtschaften?

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Durch die Finanz- und Wirtschaftkrise hat das Ansehen von Geldinstituten und Bankern stark gelitten. Die ins Trudeln geratenen Märkte haben deutlich gezeigt, dass viel zu oft Geschäfte getätigt wurden, die eher Glücksspielen oder gar Betrügereien ähnelten als seriösem wirtschaftlichen Handeln. Alles andere als Misstrauen schlägt dagegen Michael P. Sommer von der Bank im Bistum Essen entgegen, wenn er seine Kunden besucht. Begeistert wird er im honduranischen Siguatepeque empfangen. Alle Frauen des Vorstandes der Cooperative Comixmul sind anwesend, um ihn persönlich zu begrüßen.

Michael Sommer leitet in Deutschland das sogenannte Nachhaltigkeitsmanagement bei der Bank im Bistum Essen und ist verantwortlich für die Mikrokreditfonds. Er vermittelt Comixmul das Geld, das die Kooperative braucht, um Kleinstkredite an Handwerkerinnen und Bäuerinnen zu vergeben. Ihnen würde ansonsten niemand Geld leihen, weil sie außer ihrer Arbeitskraft keinerlei Sicherheiten haben. Die engagierte Sendung "tag7" zeigt im ersten Beitrag ihrer dreiteiligen "Leuchtturm"-Reportagereihe am Sonntag um 16.25 Uhr im WDR-Fernsehen, wie Banken mit einem etwas anderen Geschäftsmodell mitten in der Krise nachhaltig und ethisch wirtschaften und dabei sicheres Geld verdienen.

Der preisgekrönte Wirtschaftsjournalist Ingolf Gritschneder hat den Film mit dem Titel "Investieren mit sozialem Gewissen" gedreht. Er begleitete den Banker aus Essen bei dessen Besuch in Honduras Anfang März 2009. Persönlich macht sich Sommer ein Bild vom Leben seiner Kreditnehmerinnen. Oft sind es nur 500 Dollar, die sie aufnehmen. Dieses Geld aber hilft ihnen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Gleichzeitig erarbeiten sie die Zinsen, die sich die Sparer und Anleger in Deutschland erhoffen.

"Wir machen Geldgeschäfte"
"Wir sind nicht die Caritas! Wir machen Geldgeschäfte. Dabei dürfen wir keine Verluste erwirtschaften", sagt Sommer. Er und seine Bank sind ökonomischem Handeln verpflichtet, achten aber streng darauf, dass durch ihre Kredite und Investitionen niemandem geschadet wird. Maßlosigkeit und Gier haben in den letzten Jahren die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds getrieben. Mehrere kleinere Institute in Deutschland zeigen jedoch, dass es eine Alternative gibt. Auch die GLS-Bank - das Kürzel steht für "Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken" - achtet streng darauf, wo und für was sie die Gelder ihrer Kunden anlegt. Dabei sind diese Institute offensichtlich nicht schlecht gefahren, denn ihre Geschäfte laufen trotz Krise gut.

Wer Wirtschaftsfilme nicht mehr sehen kann, weil sie doch nur üble Machenschaften aufdecken, der sollte für Ingolf Gritschneders Film eine Ausnahme machen. Er habe sich gefreut, nach vielen investigativen Arbeiten, bei denen er immer nur über die Schattenseiten berichten musste, endlich etwas Positives machen zu können, erklärt der Journalist. Sein Film ermutigt und bietet denen, die das Glück haben, über Geld zum Anlegen zu verfügen, viele erfreuliche Anregungen.


Der zweite Film (11. Oktober) heißt "Das Kreuz mit dem Kapitalismus" und zeigt, wie die Kirchen mit der Wirtschaftskrise umgehen, wie sie versuchen, denen zu helfen, die plötzlich ohne Arbeit und Zukunftsaussichten dastehen. Der dritte Beitrag (18. Oktober) beleuchtet "Die Kunst des Überlebens in der Krise" und zeigt die Anstrengungen zweier Männer und ihrer Unternehmen, die wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen.

Hinweis: "tag7: Geld oder Gewissen, Teil 1: Investieren mit sozialem Gewissen", Film von Ingolf Gritschneder. WDR-Fernsehen, So 4.10., 16.25 - 16.55 Uhr.