Kardinal Meisner verteidigt Zölibat

"Was soll ich denn mit einem geschiedenen Priester machen?"

Ebenfalls auf dem Medienempfang verteidigte der Kardinal den Zölibat der Priester. Mit der Aufhebung der Ehelosigkeit müsste die katholische Kirche zugleich die Unauflöslichkeit der Ehe aufgeben, sagte der Erzbischof. Er verwies auf die derzeit vier evangelischen Bischöfinnen, von denen drei geschieden seien. "Denken Sie, dass das bei uns so viel anders wäre?", so Meisner. "Was soll ich denn mit einem geschiedenen Priester machen und seiner Familie, für die ich aufkommen müsste?"

Medienempfang: Wenn der Kardinal einlädt, kommen die Pressevertreter gerne / © Boecker
Medienempfang: Wenn der Kardinal einlädt, kommen die Pressevertreter gerne / © Boecker

Neben diesen äußeren Gründen gebe es auch innere Gründe, die für den Zölibat sprächen, so der Kardinal. Für die Ehelosigkeit entscheidend sei ein lebendiger Glaube, wie ihn der heilige Pfarrer von Ars beschrieben habe. «Du glaubst erst, wenn du mit Gott lebst wie mit einem Mitmenschen, wenn du so mit ihm sprichst, wie du mit einem Menschen sprichst», so der Erzbischof. Priester, die Gott ihr «Ja» gegeben hätten, müssten dieses auch bis zum Tod halten, ähnlich wie Ehepartner ihr Versprechen. Meisner äußerte sich beim diesjährigen Medienempfang des Erzbistums zum Thema Priesterberufe.

Vermehrt positive Einstellung zur Kirche
In der jungen Generation sieht der Kardinal wieder vermehrt eine positive Einstellung zur Kirche. Junge Menschen und unter ihnen die jungen Priester seien bemüht, den Glauben weiterzugeben und als "Missionare der Wahrheit und der Liebe Gottes" zu wirken, sagte der Erzbischof.

Bewusst werde die Frage gestellt, was die Kirche lehre und was sie zu den Fragen des heutigen Lebens sage.

Nach den Worten des Kardinals zeigt sich bei der Situation der Priester «neben manchen Schatten auch viel Licht». Viele junge Priester und Seminaristen in Europa seien durch die Weltjugendtage im Geist von Papst Johannes Paul II. und durch die zahlreichen neuen geistlichen Gemeinschaften geprägt. Der Wunsch nach Klarheit und die Sehnsucht nach einer gültigen Wahrheit seien offenkundig.

Wissensmangel bei der jungen Generation
Zugleich beklagte der Kardinal auch einen «katastrophalen Glaubensmangel» und Wissensmangel in der jungen Generation. Dringend notwendig sei eine missionarische Tätigkeit innerhalb und außerhalb der Kirche. Dazu gehöre auch der Mut zum Widerspruch gegen politisch korrektes Denken, das sich gegen die Wahrheit Gottes und des Menschen richte. So habe die Kirche die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens an seinem Anfang und seinem Ende zu verteidigen.