Interkultureller Rat rügt Islamfeindlichkeit als Rassismus

Muslime im Visier

Der Interkulturelle Rat in Deutschland hat Islamfeindlichkeit als "gegenwärtig am meisten verbreitete Form von Rassismus" gebrandmarkt. Während in früheren Jahrzehnten Gastarbeiter, Farbige oder Asylbewerber im Mittelpunkt der Ablehnung gestanden hätten, seien es seit Mitte der 90-er Jahre die Muslime, sagte der Vorsitzende Jürgen Micksch am Donnerstag in Köln.

 (DR)

Er stellte ein von ihm herausgegebenes Buch «Antimuslimischer Rassismus. Konflikte als Chance» vor, in dem zwölf Persönlichkeiten aus ihrer Sicht schreiben, was zur Überwindung von Islamfeindlichkeit getan werden kann. Zu den Autoren gehören Peter Altmaier, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Irene Runge, Vorsitzende des Jüdischen Kulturvereins in Berlin, und der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber.

«Wir hoffen, dass wir in der Gesellschaft eine kritische Debatte über Islamfeindlichkeit anregen», sagte Micksch. Staat und Gesellschaft hätten die gemeinsame Aufgabe, sie zu überwinden. Der evangelische Theologe und Soziologe wies auf eine Untersuchung von 2006 hin. Danach dächten Neun von zehn Befragten beim Stichwort Islam an die Benachteiligung von Frauen, für 83 Prozent sei der Islam von Fanatismus geprägt und lediglich acht Prozent hielten den Islam für friedfertig.

Nötig sei aber ein kritisches Interesse gegenüber dem Islam.
Micksch begrüßte die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wolle die Deutsche Islamkonferenz nach der Bundestagswahl fortsetzen. Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland, Ayyub Axel Köhler, sagte bei der Buchvorstellung: «Deutschland ist nicht islamfeindlich, rassistisch, antisemitistisch und ausländerfeindlich.»

Gesellschaft und Politik hätten aber Schwierigkeiten, über anti-muslimischen Rassismus zu sprechen. Köhler warf der Politik vor, sie verschließe die Augen vor dem tödlichen Angriff eines Russlanddeutschen auf eine Ägypterin in Dresden Anfang Juli. «Die Angst geht um unter den muslimischen Frauen, die auf der Straße als solche zu erkennen sind», sagte der Sprecher des Koordinationsrates.

Buchhinweis: «Antimuslimischer Rassismus. Konflikte als Chance», herausgegeben von Jürgen Micksch, 175 Seiten, Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main, 16 Euro