Zahl der Morde und der Überfälle in zehn Jahren mehr als verdoppelt

Humanitäre Helfer im Visier

Die Arbeit von humanitären Helfern in Konfliktgebieten wird immer gefährlicher. Am Mittwoch starb in Afghanistan ein Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe durch eine Minen-Explosion. In Somalia geriet am Dienstag ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes in einen Schusswechsel und kam ums Leben. Zudem wurde vor wenigen Tagen ein Mitarbeiter von Caritas international im Kongo erschossen. Caritas-Präsident Peter Neher sagte, im Kongo habe sich die Zahl der Morde und der Überfälle auf Helfer in zehn Jahren mehr als verdoppelt.

 (DR)

Der Welthungerhilfe-Mitarbeiter, ein Agrarwissenschaftler, starb nach Angaben des Hilfswerks auf dem Weg zu landwirtschaftlichen Versuchsflächen in der Provinz Takhar im Nordosten Afghanistans. Sein Fahrzeug geriet in eine Sprengfalle. Drei weitere Menschen wurden verletzt. Zum ersten Mal seit 2007 sei ein Mitarbeiter des Hilfswerks bei einem Anschlag ums Leben gekommen, sagte Welthungerhilfe-Sprecherin Marion Aberle dem epd. Unklar sei noch, ob der Angriff gezielt der Welthungerhilfe gegolten habe.

Seit der Militäroffensive nationaler und internationaler Streitkräfte in Afghanistan werde die Arbeit für Hilfswerke schwieriger. Die Angriffe träfen vor allem die Zivilbevölkerung, aber auch die Helfer im Norden und Osten des Landes seien zunehmend gefährdet, sagte Aberle. Die Zunahme der Anschläge durch radikal-islamische Taliban wird mit der Präsidentenwahl am 20. August in Verbindung gebracht.

Der Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Somalia war in einem öffentlichen Verkehrsmittel im Zentrum der Hauptstadt Mogadischu unterwegs, als er von einer Kugel getroffen wurde. Der Somalier, der nicht gezielt beschossen worden war, starb sofort, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf mitteilte. Die Hilfsorganisation äußerte sich besorgt über die steigende Zahl ziviler Opfer in Somalia. In dem Land am Horn von Afrika bekämpfen sich Islamisten und Soldaten der Übergangsregierung.

Caritas-Präsident Neher sagte, in Bürgerkriegsländern wie Somalia, Kongo und Kolumbien seien humanitäre Mitarbeiter stark durch Warlords und Rebellen gefährdet. Diese fühlten «sich nicht an das Völkerrecht gebunden». Ein Caritas-Mitarbeiter wurde den Angaben zufolge am 15. Juli in der kongolesischen Provinz Nord-Kivu im Kongo erschossen. Der 27-jährige Agraringenieur war auf der Rückfahrt von einem Nothilfeprojekt. In der Region dauern Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen an. Fast eine Million Menschen ist auf der Flucht.