Caritas beklagt zunehmende Spendenmüdigkeit

Katastrophen, über die niemand spricht

Angesichts einer steigenden Zahl von Naturkatastrophen beklagt Caritas international eine zunehmende Spendenmüdigkeit. Seit 1996 habe die Zahl der durch den Klimawandel ausgelösten Katastrophen um 60 Prozent zugenommen. Das Interesse daran nehme aber immer weiter ab.

 (DR)

Im vergangenen Jahr habe der Anteil der Spenden an den Einnahmen von Caritas international mit 34,4 Prozent seinen Tiefpunkt erreicht, sagte Christine Decker vom Hilfswerk der deutschen Caritas am Montagabend im Rahmen der Ringvorlesung "Katastrophen und die Antworten der Religionen" an der Universität Bonn. Im Jahr zuvor waren es noch 45,3 Prozent. Wesentlichen Einfluss auf das Spenderverhalten habe die Medienberichterstattung.

Durch die Berichte über den Tsunami 2005 seien so viele Spenden zusammengekommen, dass Caritas international sogar einen Überschuss an zweckbestimmtem Geld hatte. Dies habe die Organisation dadurch gelöst, dass sie 20.000 Spender angerufen und gefragt habe, ob ihre Spende auch für andere Einsätze verwendet werden dürfe.

Nach dem Tsunami kam die Ernüchterung
Die Flutkatastrophe sei mit Blick auf die Spendenbereitschaft ein einzigartiges Ereignis gewesen, sagte Decker. Danach sei Ernüchterung eingekehrt. Denn es habe nach dem Tsunami eine Reihe von Katastrophen gegeben, bei denen wesentlich mehr Menschen gestorben, für die aber nicht annähernd so viel Geld eingegangen seien.

So seien für die Opfer des Tsunami knapp 50 Millionen Euro gespendet worden, für die vier Katastrophen im Jahr 2007, darunter die Flut in Mexiko und das Erdbeben in Peru, seien zusammen lediglich eine Million Euro bei Caritas international eingegangen. "Es gibt viele Katastrophen, über die keiner redet", sagte Decker.

Auch die Wirtschaftskrise wirkt sich negativ aus
Vor allem die Bereitschaft, für von Menschen verursachte Katastrophen zu spenden, wie Vertreibungen durch Kriege in Irak oder Sri Lanka, sei zurückgegangen, beobachtet Decker. Auch die Wirtschaftskrise wirke sich negativ auf die Spendeneinnahmen aus. Die Beträge fielen oft geringer aus als in der Vergangenheit. Caritas international will den sinkenden Spendeneinnahmen mit verstärkter Werbung und Aufklärung entgegentreten.

Caritas international ist unter dem Dach von Caritas Internationalis organisiert. Dem Verband mit Sitz in Rom gehören Caritas-Hilfsorganisationen in 162 Ländern an. Caritas Internationalis ist den Angaben zufolge nach dem Roten Kreuz und den UN-Hilfswerken die weltweit drittgrößte Hilfsorganisation.