Vor der geplanten Weihe der Piusbrüder am Samstag

Medienrummel inklusive

Für ihre illegitime Priesterweihe im bayerischen Zaitzkofen rechnet die Piusbruderschaft mit einem großen Medienaufgebot. Bis zu 40 Journalisten wollen der dreistündigen Zeremonie beiwohnen. Der deutsche Distriktobere der Priesterbruderschaft Pius X., Franz Schmidberger, hatte zuletzt Weihen erneut verteidigt. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wirft der Pius-Bruderschaft hinsichtlich der Auslegung der Vatikan-Erklärungen "billige Wortfuchserei" vor.

 (DR)

Der nach wie vor suspendierte spanische Traditionalistenbischof Alfonso de Galarreta wird je drei Nichtdeutsche zu Diakonen und zu Priestern weihen. Anschließend will der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, schriftlich eingereichte Presseanfragen beantworten.

Der Vatikan hatte die Weihen am 17. Juni für unerlaubt erklärt, ohne sie jedoch ausdrücklich zu verbieten oder Sanktionen anzukündigen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, in dessen Diözese Zaitzkofen liegt, hatte im Anschluss an die Piusbrüder appelliert, die Weihen auszusetzen. Andernfalls nährten sie Zweifel an ihrem Willen zur Einheit, sagte er unmittelbar nach einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI.

Bereits am 3. Mai waren in Frankreich und am 19. Juni in den USA weitere Piusbrüder zu Priestern geweiht worden. Die Traditionalisten berufen sich auf eine Art Notstand. Ihre Weihen richteten sich gegen niemand, sondern geschähen im Gegenteil für den Papst und die Bischöfe, betonte ihr deutscher Distriktoberer, Pater Franz Schmidberger, in Stuttgart. "Aber es ist so wie bei Kranken, die nicht sehen, welche Medizin zur Gesundung beiträgt", sagte er in einem KNA-Interview.

Spaemann rechtfertigt Haltung der Piusbrüder
Auch der katholische Philosoph Robert Spaemann rechtfertigte die Haltung der Piusbrüder. Von ihnen zu verlangen, vorerst keine Sakramente mehr zu spenden, sei eine unerfüllbare Bedingung, schrieb er in einem Leserbrief. Der Papst nehme "gschlamperte Verhältnisse" vorübergehend in Kauf, dies werde von seinen Landsleuten in Deutschland aber nicht verstanden.

Wann und in welcher Form der Dialog über theologische Differenzen zwischen der katholischen Kirchenleitung und den Traditionalisten aufgenommen wird, steht noch nicht fest. Beobachter rechnen damit, dass der Papst dazu in Kürze ein Motu Proprio veröffentlicht. In einem aufsehenerregenden Akt hatte Benedikt XVI. im Januar die Exkommunikation von insgesamt vier 1988 illegal geweihten Traditionalistenbischöfen aufgehoben. Eine kirchliche Anerkennung ihres Amtes oder der Piusbruderschaft ist damit nicht verbunden.

Bischof Müller wies abermals darauf hin, die geplanten Priesterweihen seien nach römisch-katholischem Kirchenrecht verboten. Der Papst und das Staatssekretariat in Rom hätten mehrfach klargestellt, «dass die Weihen unerlaubt sind». Das sei eine eindeutige Aussage, sagte Bischof Müller der «Passauer Neuen Presse» (Freitagsausgabe). Der Pius-Bruderschaft warf er hinsichtlich der Auslegung der Vatikan-Erklärungen «billige Wortfuchserei» vor.

Müller rief die Pius-Bruderschaft abermals auf, die Weihen abzusagen. Sollten diese dennoch stattfinden, müsse die Glaubenskongregation beurteilen, wie künftig mit den Piusbrüdern umzugehen sei. Der Weiheakt sei ein klares Signal dafür, «dass man an dem erklärten Willen, der Einheit zu dienen, zweifeln kann», fügte der Regensburger Bischof hinzu.

Auf der Homepage des deutschen Zweigs der ultrakonservativen Bruderschaft heißt es, mit der Weihe solle «zur Erneuerung des Priestertum innerhalb der katholischen Kirche» beigetragen werden. Die drei Priesteranwärter hätten sechs Jahre lang das Lehramt der katholischen Kirche studiert, gebetet und sich mit großer Hingabe an Christus und die heilige Kirche vorbereitet.

Unterdessen äußerte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, er halte eine Einigung des Vatikan mit der Pius-Bruderschaft für unwahrscheinlich. «Ich hoffe auf ein Wunder, aber ich muss ehrlich sagen, ich fürchte, man wird nicht mit allen eine gemeinsame Basis finden, die sich dieser Gruppe angeschlossen haben», sagte Zollitsch in der SWR-Fernsehsendung «Wortwechsel», die am Sonntag ausgestrahlt wird.

Zollitsch verteidigte die Entscheidung Benedikts XVI., die Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft aufzuheben. «Der Papst hatte die Angst, dass es während seiner Amtszeit zum endgültigen Bruch kommen könnte.» Die Bruderschaft müsse sich aber voll hinter das Zweite Vatikanische Konzil stellen, forderte der Freiburger Erzbischof.