Internationaler Tag gegen Kinderarbeit - Hilfswerke prangern an

126 Millionen werden ausgebeutet

Am weltweiten Tag gegen Kinderarbeit haben zahlreiche Hilfsorganisationen zum verstärkten Kampf gegen die Ausbeutung Minderjähriger aufgerufen. (Hören Sie hier ein domradio-Interview mit Elvira Greiner von der Andheri-Hilfe Bonn.) Weltweit wird die Zahl der ausgebeuteten Kinderarbeiter auf etwa 126 Millionen geschätzt.

 (DR)

Vor zehn Jahren, am 17. Juni 1999, hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf die Konvention 182 zur Überwindung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit verabschiedet. Dazu zählen Sklaverei, Menschenhandel, Schuldknechtschaft, Zwangsdienste in Kampftruppen, Prostitution und Pornografie. Schätzungsweise 8,4 Millionen Kinder werden heute auf diese extreme Weise ausgebeutet, davon allein 5,7 Millionen in sogenannter Schuldknechtschaft. Die allermeisten leben in Entwicklungsländern.

Die Konvention wurde bis heute von 170 Staaten unterzeichnet. Nach den jüngsten Schätzungen der ILO aus dem Jahr 2004 sind weltweit rund
317 Millionen Kinder erwerbstätig. Dabei unterscheiden die Experten:Eine gewisse wirtschaftliche Betätigung kann als sinnvoll für die Entwicklung der Persönlichkeit angesehen werden, wenn sie dem Alter und den Möglichkeiten der Kinder entspricht. Der Schulbesuch darf aber nicht darunter leiden.

Arbeit weit über ein erträgliches Maß hinaus
Bei den meisten arbeitenden Jungen und Mädchen geht die Arbeit jedoch weit über ein erträgliches Maß hinaus. Weltweit wird die Zahl dieser Kinderarbeiter auf etwa 217 Millionen geschätzt. 126 Millionen von ihnen stecken in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen, die ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung schaden können. Sie müssen zu viel, zu schwer und zu lange schuften und können keinen Unterricht besuchen. 74 Millionen Kinder in solchen Arbeitsverhältnissen sind jünger als 15 Jahre.

Mehrere Hilfswerke befürchten aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise eine Zunahme der Kinderarbeit und schlechtere Arbeitsbedingungen. So teilt unter anderem das Deutsche Forum Kinderarbeit nicht die Einschätzung der ILO, dass ein Ende der Kinderarbeit in Sicht sei: Viele Familien seien wegen extremer Armut weiter auf die Arbeit ihrer Kinder angewiesen, so die Organisationen. Am stärksten verbreitet ist Kinderarbeit in Asien und Afrika südlich der Sahara.

In Deutschland ist die Arbeit von Kindern unter 15 Jahren bis auf einige Ausnahmen verboten. So dürfen Jungen und Mädchen über 13 tagsüber bis zu zwei Stunden leichte Tätigkeiten in Haus und Garten verrichten, also Zeitungen austragen, einkaufen, Kinder betreuen und Haustiere ausführen. In bäuerlichen Familienbetrieben sind maximal drei Stunden Mitarbeit erlaubt.