Ärger um Bau des Jüdischen Museums in Köln

"Verabschieden wäre ein Schuss nach hinten"

Köln ist stolz auf seine Geschichte - und nicht nur die Römer haben ihre Spuren in der Erde hinterlassen, im Mittelalter war Köln eines der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens nördlich der Alpen. Die reiche Stadtgeschichte sollte in einem Jüdischen Museum dokumentiert werden. Doch jetzt droht dieses Projekt zu scheitern. domradio-Redakteurin Birgitt Schippers berichtet.

 (DR)

Oberbürgermeister Fritz Schramma steht massiv unter Zeitdruck. Die finanziellen Zusagen für die Planung - den Bau und den Betrieb des jüdischen Museum durch einen privaten Trägerverein - blieben bislang unerfüllte Versprechungen. Doch diese Gelder sind Voraussetzung für den Bau des Jüdischen Museums über der Archäologischen Zone, denn laut Ratsbeschluss will die Stadt Köln sich nur an den Planungskosten beteiligen, mehr aber nicht. Doch das Projekt Archäologische Zone muss Anfang 2010 begonnen werden, sonst zahlt das Land Zuschüsse in Millionenhöhe nicht. Also wird Oberbürgermeister Schramma den Rat der Stadt Köln am 30. Juni vor eine schwierige Entscheidung stellen.

"Die Frage ist, lassen wir das Projekt ganz fallen: dass wollen wir nicht!  Zweitens, Bauen wir das Projekt so, wie es ursprünglich mal im Entwurf gewollt war: das halten wir für nicht tragbar und mit dem Ratsbeschluss nicht vereinbar. Dritte Möglichkeit ist, bauen wir das Projekt in reduzierter Form. Und geben dann einem jüdischen Förderverein die Gelegenheit eine Abteilung in der archäologischen Zone zu gestalten." Das sei der Kompromiss, für den er sich eine breite politische Mehrheit erhoffe, so Schramma.

Finanzielles Engagement in zweistelliger Millionenhöhe
Doch das wird nicht einfach sein, denn wenn die Stadt Köln den Bau des Jüdischen Museums übernimmt, bedeutet das ein finanzielles Engagement in zweistelliger Millionenhöhe. Aber auch der Wiederaufbau des Historischen Archivs sowie die kostspielige Sanierung von Oper und Schauspiel müssen finanziert werden - dies alles in Zeiten der Wirtschaftskrise.

Schramma hofft, dass sein Vorschlag, eine abgespeckte Version des Jüdischen Museums den Rat davon überzeugen kann, sich an der Realisierung dieses ehrgeizigen Projekts zu beteiligen. Was aber, wenn der Rat Nein sagt? Daran will Schramma nicht denken: "Da der bisherige Beschluss ein eindeutiges Ja zu dem Haus der jüdischen Kultur war. Wenngleich mit der Einschränkung, dass man die Finnanzierung nicht eingehen wollte. Es kann aber durchaus sein, dass es eine neue Sichtweise des Rates gibt. Aber ich mache aufmerksam: Wir können nicht länger hinhalten, wir können nicht länger warten."

"Image-Schaden für die Kulturstadt Köln"
Den Bau der Archäologischen Zone mit der Unterstützung des Landes will Schramma auf keinen Fall gefährden. Denn es ist eine einmalige Gelegenheit, 2000 Jahre Stadtgeschichte zu Fuß unter der Erde und mit vielen Zeugnissen sinnlich erfahrbar zu machen. Doch es geht um mehr. Kulturdezernent Prof. Georg Quander erinnert auch an die politische Tragweite der bevorstehenden Ratsentscheidung.

"Einmal ist es eine unglaubliche Chance, die die Stadt Köln hat. Mit der Errichtung der archäologischen Zone, zugleich die Darstellung der jüdischen Lebens. Hier bis in das Hochmittelalter hinein darzustellen, von der Antike an. Und zum Zweiten: Es ist ein Projekt, dass bundesweit, international schon im Vorfeld sehr breit diskutiert wurde. Wenn wir und davon verabschieden würde, wäre das ein Schuss nach hinten. Und ich glaube ein schwerer Image-Schaden für die Kulturstadt Köln."