Deutsche Welterbestätten präsentieren sich

60 Millionen Besucher jährlich

Das Bauwerk gilt als die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. Seit 1993 gehört das baden-württembergische Kloster Maulbronn zum Weltkulturerbe. Am Wochenende war das 1147 gegründete ehemalige Zisterzienser-Kloster Gastgeber für den fünften bundesweiten UNESCO-Welterbetag.

Autor/in:
Christoph Arens
Der Kölner Dom: Ort der Spiritualität und Touristenattraktion / © Michael Borgers (DR)
Der Kölner Dom: Ort der Spiritualität und Touristenattraktion / © Michael Borgers ( DR )

Unter dem Motto "Wir haben geerbt" präsentierten sich dort die 33 deutschen Welterbestätten, die jährlich fast 60 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland verzeichnen können.

Ein Grund zum Feiern eigentlich: Denn in diesem Jahr wird der Zusammenschluss der UNESCO-Welterbestätten Deutschland 20 Jahre alt.
Von der Insel Reichenau bis zur Lübecker Altstadt, vom Aachener Dom bis zum Muskauer Park und zur Grube Messel: 1989 schlossen sich deutsche UNESCO-Welterbestätten als erste weltweit zu einer touristischen Arbeitsgemeinschaft zusammen. 2001 wurde zusammen mit der Deutschen UNESCO-Kommission, der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ein Verein gegründet, um verstärkt touristisches Marketing zu betreiben, Deutschlands herausragende Kulturgüter gemeinsam zu präsentieren und als Leuchttürme für Reisen in und nach Deutschland zu positionieren.

Ein Anliegen, das bei den Kirchen nicht unumstritten war: Der Kölner Dom beispielsweise ist nur begrenzt dabei. Dompropst Norbert Feldhoff verweist darauf, dass die Kathedrale auch ohne Kulturerbe-Status weltweit bekannt ist und den Besucherstrom mit 20.000 bis 30.000 Personen an Sommertagen schon jetzt kaum noch bewältigen kann. Die Kathedrale sei vor allem Gotteshaus und nicht Touristenattraktion. Auf solche Einwände hat der Verein reagiert: Denn auch die Förderung eines behutsamen und hoch qualifizierten Tourismus ist Ziel der Aktivitäten. Darüber hinaus sollen die Vorteile einer sorgfältigen Denkmalpflege ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden.

Viel Stoff zum Nachdenken
Gemeinsam haben sich die Welterbestätten in den vergangenen Jahren für den Schutz der 33 prominenten Denkmäler eingesetzt. Sie seien durch Maßnahmen der Stadtentwicklung, Bauprojekte oder Umwelteinflüsse gefährdet, hieß es beispielsweise in der 2008 in Eisenach verabschiedeten "Wartburg-Erklärung". Ein Beispiel dafür ist der Kölner Dom, den die UNESCO 2004 auf die Rote Liste des bedrohten Weltkulturerbes setzte, weil die Stadt Köln mehrere Hochhäuser auf der gegenüberliegenden Rheinseite bauen wollte. Erst als diese Pläne zurückgenommen wurden, wurde die Kathedrale 2006 von der Roten Liste gestrichen.

Doch das ist nicht der einzige umstrittene Fall in Deutschland: Ende Juni will das Welterbekomitee in Sevilla darüber entscheiden, ob der Kulturlandschaft des Dresdener Elbtals der Status als Welterbe entzogen wird. Grund ist der umstrittene Bau einer Elbbrücke, die das Panorama der Stadt stören könnte.

Nach Meinung der deutschen Welterbe-Vertreter ist die Bundesrepublik völkerrechtlich verpflichtet, für den fortdauernden Schutz ihrer Stätten zu sorgen. International seien die Welterbestätten hervorragende Imageträger des Reiselandes Deutschland. Dessen Ansehen als Kulturnation könne weltweit nachhaltig Schaden nehmen, sollte das Elbtal den Welterbe-Status verlieren. Viel Stoff zum Nachdenken also für den deutschen Welterbetag in Kloster Maulbronn.