Bischof Fürst nach ZdK-Vollversammlung zuversichtlich

"Vertrauensbildende Maßnahme"

Bischof Gebhard Fürst hat sich zuversichtlich über eine Beilegung des Konflikts zwischen Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) um den künftigen Präsidenten des Laienkomitees geäußert. Die ZdK-Vollversammlung habe "auch uns Bischöfen" gezeigt, dass der Laienkatholizismus verantwortungsvoll mit Problemen umgehen könne, sagte Fürst nach der ZdK-Vollversammlung am Wochenende in Berlin.

 (DR)

Als Geistlicher Assistent ist Bischof Fürst Vertreter der Bischofskonferenz im ZdK. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) plädierte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart für konstruktive Gespräche von Laien und Bischöfen in den kommenden Monaten.

KNA: Bischof Fürst, wie bilanzieren Sie die Vollversammlung des Zentralkomitees zwischen Äußerungen der Verletztheit, Ratlosigkeit und Selbstkritik?

Fürst: Bei meiner Anreise am Freitagfrüh war ich in Sorge über den Verlauf, weil ich von einer Reihe von Mitgliedern des ZdK wusste, wie viel an Unverständnis, auch Bestürzung und Verletztheit vorhanden ist. So konnte ich schwer abschätzen, wie sich das auf die Beratungen auswirkt. Aber ich muss sagen: Ich bin froh über die Art und Weise, wie diskutiert wurde.

KNA: Es gab zunächst auch manches kräftige Wort.

Fürst: Natürlich ist die Irritation auch zur Sprache gekommen, ich finde das mit Ausnahme von einigen wenigen inakzeptablen Vorwürfen auch legitim. Die Ablehnung eines Kandidaten ist ein einmaliger Vorgang, der so nicht zu erwarten war, mit dem auch niemand gerechnet hat. Aber die allermeisten Delegierten haben nach vorne gesprochen, um wieder neu ein Miteinander zu ermöglichen und anzuknüpfen an das, was wir kürzlich in Würzburg bei der Gemeinsamen Konferenz von Bischöfen und Zentralkomitee schon erreicht hatten: eine Atmosphäre des offenen Gesprächs. Da wurden nicht nur Konsense, sondern auch kontroverse Positionen ausgetauscht. Das aber in einer guten Atmosphäre. Daran sollten wir anknüpfen. Ich finde es gut und überraschend gut, wie die Vollversammlung mit der aktuellen Lage umgegangen ist.

KNA: Sie haben in einem Redebeitrag Vertrauensarbeit angemahnt. Wie soll das aussehen?
Fürst: Das ist zunächst ein grundsätzliches Problem: Die allermeisten im ZdK und in der Bischofskonferenz kennen einander gar nicht. Da hört man voneinander nur bei Konfliktfällen, bei Reizthemen über die Medien. Ich wünsche mir deshalb, dass die Gemeinsame Konferenz einen größeren Stellenwert bekommt, auch bei uns Bischöfen. Sich zu kennen, miteinander auch zu reden, das ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Jetzt konkret: Von jetzt bis November - zur Wahl des neuen Präsidenten in der Vollversammlung - muss es konstruktive Gespräche geben, damit wir im November nicht wieder vor einer ähnlichen Situation wie jetzt stehen. Das wäre fatal.

KNA: Bundestagspräsident Lammert hat das ZdK am Freitag als Präsenz von 25 Millionen Katholiken bezeichnet. Die Form des organisierten Laienkatholizismus in Deutschland ist international ja etwas ziemlich Einmaliges. Weiß man das genug zu schätzen?
Fürst: Ich glaube nicht. Aber da muss auch das ZdK selber für mehr Bewusstsein sorgen. Wenn ich in meiner Diözese in eine Gemeinde komme und den Menschen von meinen Aufgaben und vom ZdK erzähle, kommt nicht selten die Frage: Was ist das denn? Auch die engagierten Laien müssen an der Basis für mehr Bekanntheit, für größere Rückbindung sorgen. Das Zentralkomitee muss sich mehr verdeutlichen. Und wir in der Bischofskonferenz müssen dieses Engagement mehr wahrnehmen und wertschätzen.

KNA: Wobei zum Beispiel?

Fürst: Ganz konkret: Die große Debatten der vergangenen 10 Jahre um bioethische Grundfragen in Deutschland wären ohne das Zentralkomitee anders verlaufen. Das Embryonenschutzgesetz wurde gehalten, die Forschung an embryonalen Stammzellen ist weit weniger liberalisiert als in anderen Ländern, das Thema Spätabtreibung blieb auf der Tagesordnung, qualifizierte Sterbebegleitung mit Palliativmedizin ein breites gesellschaftliches Anliegen. Dazu haben Stellungnahmen des Laienkatholizismus, inhaltlich in großer Gemeinsamkeit von Bischofskonferenz und ZdK, in erheblichem Maße beigetragen. Es gibt viele Länder mit einer großen Zahl von Katholiken, in denen solche Debatten von katholischer Seite aus ohne irgendeine wesentliche Mitwirkung hingenommen wurden. Dort ist die jeweilige Rechtslage heute deutlich schlechter als bei uns in Deutschland.

KNA: Fahren Sie zuversichtlicher weg, als Sie gekommen sind?

Fürst: Ich fahre erleichtert und dankbar weg. Auch wegen der Art und Weise, wie das Zentralkomitee als Ganzes verantwortungsvoll mit dieser ganz schwierigen Situation umgegangen ist. Ich fahre auch mit einer gewissen Zuversicht, denn dieses Treffen zeigt auch uns Bischöfen, dass der Laienkatholizismus in den Strukturen verantwortungsvoll mit Problemen umgehen kann.