Jacob Zuma als neuer Präsident Südafrikas gewählt

Mit Tanz und Trubel

In Südafrika hat die Nationalversammlung Jacob Zuma zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Die Mehrheit der 400 Abgeordneten stimmte am Mittwoch in Kapstadt für den Chef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Korruptionsklagen, ein Sexskandal und Auftritte in Leoparden-Tracht - Jacob Zuma polarisiert. Doch nach den Parlamentswahlen kündigte der ANC-Chef an, das Land einen zu wollen.

Autor/in:
Jean-Pierre Kapp
 (DR)

«Die neue Regierung wird eine Regierung für alle sein», sagte der 67-Jährige in einer Ansprache. Trotz diverser Skandale vereint Zuma, der dem Volk der Zulu angehört, vor allem die schwarze Bevölkerung hinter sich. 15 Jahre nach dem Ende der Apartheid leidet sie immer noch unter Benachteiligungen. Zuma ist ihr Hoffnungsträger.

Der Politiker zieht gerne alle Register. Seine Reden gestaltet er mit Gesang und Tanz. Es gelingt ihm, die Sympathien weiter Bevölkerungskreise mit seiner jovialen Art zu gewinnen. Und das, obwohl seine politischen Fähigkeiten häufig infrage gestellt werden.

«Der ANC wird bis zur Wiederkehr Jesu an der Macht bleiben», rief Zuma bei einer Wahlkampfveranstaltung in Johannesburg. Seine Anhänger jubelten - doch die Kirchenführer reagierten erzürnt. Am nächsten Tag präsentierte sich der Politiker in einer Kirche im benachbarten Rustenburg als reuiger Sünder, relativierte seine Aussage und entschuldigte sich mit einer Spende für die Armen.

Kritiker vergleichen Zumas Stil mit dem Silvio Berlusconis. Ebenso wie der italienische Ministerpräsident spreche Zuma die geheimen Sehnsüchte und Ängste der Menschen an und präsentiere einfache Lösungen. Auch der aufwendige Lebensstil sei beiden Politikern gemein. Zuma hat seinen Luxus vor allem Geschäftsleuten und ihren Zuwendungen zu verdanken - nach seiner Ernennung zum Präsidenten dürften sie eine Entschädigung auf die eine oder andere Art erwarten.

Mit seiner leutseligen Art vermag es Zuma auch, seinen Machthunger zu tarnen. Als der damalige Staatspräsident und ANC-Chef Thabo Mbeki ihn im Jahr 2005 wegen Verstrickungen in korrupte Machenschaften als südafrikanischen Vizepräsidenten absetzte, rechnete Mbeki wohl nicht damit, dass von Zuma jemals wieder eine Konkurrenz ausgehen könnte. Doch sein Rivale schaffte es in kurzer Zeit, drei Viertel der ANC-Führung hinter sich zu bringen.

Zumas kometenhafter Wiederaufstieg kostete Mbeki Ende 2007 das Parteipräsidium und 2008 das Amt des Staatspräsidenten. Zuma Erfolgskurs konnten auch mehrere Skandale nicht bremsen. 2006 hatte ihn eine aidskranke Frau wegen Vergewaltigung verklagt. Zuma behauptete, sie habe dem Geschlechtsverkehr zugestimmt, und wurde freigesprochen. Einen HIV-Test lehnte er ab - mit der Begründung, er habe zum Schutz vor einer Infektion danach geduscht.

Seitdem die Generalstaatsanwaltschaft Anfang April dieses Jahres eine Korruptionsklage gegen ihn fallenließ, ist Zumas Weg ins Präsidentenamt endgültig frei. Bis dorthin hat der umstrittene Politiker es auch durch seine Treue zum ANC geschafft. Schon 1959 schloss sich der aus ärmlichen Verhältnissen in der Provinz KwaZulu-Natal stammende junge Mann dem ANC an. Drei Jahre später trat er auch dem bewaffneten Flügel der Befreiungsbewegung bei.

Die Schule hatte Zuma wegen der prekären finanziellen Lage seiner Familie bereits früh verlassen müssen. Einen Teil seiner Schulbildung konnte er nachholen, nachdem er 1963 verhaftet worden war. Es folgten zehn Jahre Haft auf Robben Island, wo auch Nelson Mandela 18 Jahre gefangen war. 1987 wurde Zuma Leiter der Geheimdienste des ANC in Sambia.

Nach der Wende in Südafrika leistete Zuma als Mitglied der Provinzregierung in KwaZulu-Natal einen wichtigen Beitrag, um die blutigen Unruhen zwischen Anhängern des ANC und der Inkatha-Freiheitspartei beizulegen. Staatspräsident Mbeki ernannte ihn nach den zweiten freien Wahlen 1999 zum Vizepräsidenten an seiner Seite.

Zuma weiß, was er will. Auch sein Eintreten für traditionelle Werte sorgt für Faszination. Vor schwarzem Publikum tritt Zuma oft in Leoparden-Tracht auf. Viele Schwarze sind überzeugt, dass er ein Präsident sein wird, der ihre Belange wirklich ernst nimmt.