Kardinal Kasper zur Eröffnung der Heilig-Rock-Tage in Trier

"Ökumene hat Wendepunkt erreicht"

Mit einem Gottesdienst im Trierer Dom hat der römische Kurienkardinal Walter Kasper am Freitagnachmittag in Trier die Heilig-Rock-Tage eröffnet. Bis zum 3. Mai werden mehrere zehntausend Menschen zu dem Bistumsfest in Trier erwartet, das unter dem Motto "Als neue Menschen leben" steht. Das Fest, in dessen Mittelpunkt der Heilige Rock als das Gewand Jesu Christi steht, wird zum zwölften Mal gefeiert.

 (DR)

Zu den Schwerpunkten der Heilig-Rock-Tage zählt nach Bistumsangaben die Ökumene. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider wird am Samstag im Trierer Dom predigen. Der oberste Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche bezeichnete seine Teilnahme als "Zeichen geschwisterlicher Verbundenheit und Wertschätzung".

In der Ökumene gibt es nach Auffassung des römischen Kurienkardinals Walter Kasper weder Stillstand noch Eiszeit. Heute sei in der Ökumene insofern ein "Wendepunkt" erreicht, als man an harte Fragen komme, an denen man sich abarbeiten müsse, sagte der vatikanische Ökumenebeauftragte am Freitag vor der Eröffnung der Heilig-Rock-Tage. In Deutschland beobachte er dabei zuweilen eine "Alles-oder-Nichts-Haltung", etwa bei der Frage des gemeinsamen Abendmahles. Kasper betonte, dass in der Ökumene bereits sehr viel erreicht worden sei. Zudem seien die offenen Fragen definiert, was in der Regel schon "die Hälfte der Lösung" bedeute.

Im Blick auf das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum erklärte Kasper, dass die katholische Kirche keine organisierte Judenmission betreibe. Es sei ein Anliegen des Papstes, den Dialog mit dem Judentum zu fördern. Kasper sprach von einem sehr stabilen Verhältnis zum Judentum. Juden und Christen hätten sehr viel gemeinsam, auch die Juden glaubten an den wahren Gott.

Der Kardinal verteidigte die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft, räumte jedoch den Fehler ein, der Vatikan habe sich vorab nicht genug über die Bischöfe informiert. Die Leugnung des Holocaust sei indes keine kirchenrechtliche Straftat. Sie sei jedoch nicht nur eine Dummheit, sondern "ein neues Unrecht gegenüber den Opfern".

Papst Benedikt XVI. habe mit seinem Vorgehen den Versuch unternommen, eine dauerhafte Kirchenspaltung zu verhindern. Noch vor dem Sommer soll es offizielle Gespräche zwischen Vatikan und Piusbruderschaft geben. Für eine volle Wiederaufnahme in die katholische Kirche müssten die Piusbrüder das Zweite Vatikanum, das Lehramt der Päpste und den Katechismus der katholischen Kirche anerkennen.