Auch die Kirchen beteiligen sich an der Bundesgartenschau

"Blühende Landschaften"

Ursprünglich sollte das Kirchenzentrum beim "Friedhof" der Bundesgartenschau (BUGA) in Schwerin angesiedelt sein. "Aber das war uns zu tot", sagt Dorothea Dubiel, katholische Theologin im ökumenischen BUGA-Team. So sind die evangelische Landeskirche Mecklenburg und das Erzbistum Hamburg, zu dem die Katholiken im Landesteil Mecklenburg gehören, statt bei der Ausstellung "Grabgestaltung und Denkmal" im Schlossgarten nun auf der Marstallhalbinsel vor Anker gegangen. Die "Kirche am Ufer" liegt idyllisch in einem Meer von Tulpen, Stiefmütterchen und Akelei - von Grabesruhe keine Spur.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Wenn am Donnerstag die BUGA in Deutschlands kleinster Landeshauptstadt unter dem Motto «Sieben Gärten mittendrin» beginnt, werden bis 11. Oktober Variationen zum Thema Garten und Landschaft gezeigt: historische Grünarchitektur und futuristische Anlagen, Küchen-, Natur- und Ufergärten locken auf das Areal rund ums Schweriner Schloss. Die meisten der rund 1,8 Millionen erwarteten Gäste werden über den Schwimmsteg zur Marstallinsel gehen, wo sie bei den Kirchen andocken können.

Eine zwölf Meter große Lärchenholz-Plattform ragt in den Schweriner See hinein. Durch drei riesige Rahmen auf dem Rund fällt der Blick aufs Wasser. Im mittleren Fenster hängt ein Metallband in Kreuzform, flankiert von zwei Bannern mit dem Logo der «Kirche am Ufer». «Die Dreiteilung könnte etwas mit der Dreifaltigkeit zu tun haben», sagt Dubiel fast geheimnisvoll. Sie selbst ist stolz darauf, eine richtige «Ostpflanze» zu sein, lacht die 58-Jährige. Umso besser weiß Dubiel, die zu DDR-Zeiten in Erfurt zur Seelsorgehelferin ausgebildet wurde, wie man kirchenfernen Menschen vom Glauben erzählt. Für solche Gespräche ist «Kirche am Ufer» natürlich auch da.

Zwei Jahre lang hat sich die ökumenische Arbeitsgruppe um Holger Marquardt, den evangelischen Propst an der Schweriner Schlosskirche, und Stellvertreterin Dubiel, Leiterin der Pastoralen Dienststelle des Erzbistums Hamburg in Mecklenburg, Gedanken gemacht über den Auftritt der Kirchen bei Gartenschau. Bequeme Holzbänke laden zum Ausruhen, Plaudern oder Träumen inmitten der BUGA-Hektik ein. Die Bänke wurden in Behinderten-Werkstätten der Diakonie produziert.
Eine Skulpturengruppe am Ufer stellt die biblische Geschichte von den «Jüngern im Sturm» dar, gefertigt von Frauen aus der Justizvollzugsanstalt Bützow.

In einem einfachen Pavillon gibt es Info-Material der Kirchen, zudem stehen 60 ehrenamtliche Mitarbeiter um Arnold Jordan und Susan Pioch für Fragen bereit. Die beiden Hauptamtlichen sorgen für den reibungslosen Ablauf der 150, längst nicht nur religiösen Veranstaltungen der Kirchen auf der BUGA.

290.000 Euro kostet das Projekt, davon trägt die evangelische Kirche 100.000 Euro, das Erzbistum 50.000 Euro, 60.000 Euro müssen durch Spenden eingeworben werden, der Rest kommt aus öffentlichen Fördermitteln. Gut angelegtes Geld, meint Marquardt, denn die BUGA könnte nicht nur der Region, sondern auch den Kirchen neuen Auftrieb geben - gerade im 20. Jahr des Mauerfalls. Helmut Kohls vielzitierte «blühende Landschaften» sieht man in Ostdeutschland längst nicht nur bei der BUGA, meint der 57-Jährige. «Unsere wunderschön sanierten Stadtkerne, die gute Infrastruktur: Da haben wir 50 Jahre Vorsprung vor dem Westen.»

Dorothea Dubiel empfindet manch aufkeimende «Ostalgie» als unerquicklich. «Die DDR war ein Unrechtsstaat, in dem zwar alles gesichert, aber auch völlig reglementiert war», sagt die Theologin.
Wie viel sich getan hat, wird man auch am Donnerstag bei der ökumenischen Eröffnungsandacht erleben können, meint Dubiel:
«Blühende Landschaften» in Köpfen und Herzen.