Felix Genn mit Gottesdienst feierlich als Bischof von Münster eingeführt

Von heute an Neues wagen

Der neue Bischof von Münster, Felix Genn, ist am Sonntag feierlich in sein Amt eingeführt worden. Er ist Nachfolger von Reinhard Lettmann, der das drittgrößte deutsche Bistum 28 Jahre leitete. "Du wirst von heute an Neues wagen, es ist für Dich ein Aufbruch", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, im Gottesdienst mit Tausenden Gläubigen im Sankt-Paulus-Dom.

 (DR)

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, überreichte Genn beim Festgottesdienst im Sankt-Paulus-Dom die päpstliche Ernennungsurkunde. Unter den gut 3.000 Teilnehmern waren 50 Bischöfe aus dem In- und Ausland sowie Vertreter aus Politik, Kirchen und Gesellschaft. Genn hatte zuvor sechs Jahre das Bistum Essen geleitet.

In seiner mit Applaus bedachten Predigt bezeichnete der Bischof es als Auftrag der Kirche, "Menschen zu helfen, Jesus kennen zu lernen." Sie sei "nicht in erster Linie eine Agentur für Werte und Sinnfragen. Sie ist zuerst Verweis auf Jesus". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte Genn einen "Missionsreisenden im besten Sinne" und spielte auf sein bisheriges Wirken in den Bistümern Trier und Essen an. Ein Bischof müsse den Mut haben, "das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen", so Zollitsch. Davor werde Genn keine Angst haben. Münsters Bischöfe seien dafür bekannt, nicht wegzusehen.

Landesregierung verspricht Unterstützung
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sprach Genn seine Unterstützung zu. Die Menschen hätten gerade in der Krise ein Bedürfnis nach festem Boden unter den Füßen. "Ich bin froh, dass Münster mit Bischof Genn einen Hirten bekommt, der diesen Boden vermitteln kann, mit seiner ruhigen, zuhörenden Art." Zum Abschluss gab Bischof Genn Prälat Norbert Kleyboldt (65) als seinen Generalvikar bekannt. Prälat Martin Hülskamp (56) ernannte er zum Bischöflichen Offizial, Leiter des Diözesangerichts, und Weihbischof Heinrich Timmerevers (56) zum Offizial für den Oldenburger Bistumsteil. Die drei hatten diese Ämter bis zum Rücktritt von Bischof Lettmann inne.

Genn erinnerte in seiner Predigt an Münsters Kardinal Clemens August Graf von Galen (1878-1946), der wegen seines NS-Widerstands seliggesprochen wurde. Er habe "in der Einsamkeit seines Amtes die entscheidende Botschaft gesagt: Es gibt kein lebensunwertes Leben". Gott garantiere diese Würde jedes Menschen, des Behinderten wie des Gesunden, so Genn. Dafür sei auch Bistumsgründer Liudger vor 1.200 Jahren gestorben, so sein 75. Nachfolger. Am Samstag hatte er an Liudgers Sterbestätte im westfälischen Billerbeck gebetet. Das Grab liegt in Genns bisheriger Diözese in Essen-Werden.

Anschließender Festakt
Beim anschließenden Festakt in der Halle Münsterland würdigte der evangelische Präses Alfred Buß Genns Willen zur Ökumene. "Er ordnet das Trennende der Kirchen dem unter, was uns in Christi Namen verbindet." Buß äußerte die Hoffnung auf Fortsetzung der "bewährten Partnerschaft" von Katholiken und Protestanten. Die Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, Margret Pernhorst, warb um gute Kooperation mit den Laien der Kirche. "Wir sind im Bistum Münster verwöhnt. Ihr Vorgänger hat uns gut behandelt", so Pernhorst in einem humorvollen Grußwort.

Genn ist seit 32 Jahren Priester. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof im Bistum Trier. 2003 wurde er Bischof von Essen. In seinem neuen Bistum Münster leben gut zwei Millionen Katholiken. Es erstreckt sich vom nördlichen Ruhrgebiet bis zur Nordseeinsel Wangerooge. Unter den Gästen waren Bischöfe aus Partnerdiözesen in Mexiko, Kroatien und Rumänien und viele deutsche Oberhirten. Gekommen waren auch Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU), der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, sowie Vertreter der Orthodoxie.