180 Einsatzkräfte an der Kölner Unglücksstelle

Vermissten-Suche mit Hochdruck

Vier Tage nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs suchen Feuerwehrleute mit Hochdruck nach den beiden vermissten Männern. Die Überlebenschancen der beiden Männer gelten aber als äußerst gering. Unterstützung bekommen die Helfer auch aus dem Ausland.

Autor/in:
Manfred Rey
 (DR)

Die am Freitagabend begonnene Abtragung von Trümmern der Unglücksstelle wurde die Nacht über mit einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Bei der Suchaktion wurden auch sechs Spürhunde eingesetzt, die mehrfach anschlugen. In der Nacht kam auch ein Greifbagger zum Einsatz. Bis in die Morgenstunden hatten die Einsatzkräfte laut Sprecher etwa sechs Meter an Trümmern abgetragen. An den Aufräumarbeiten beteiligten sich insgesamt etwa 180 Feuerwehrleute, Polizisten und Mitarbeiter des Technischem Hilfswerks.

Die Suchaktion musste kurz nach Beginn vorübergehend unterbrochen werden, da ein Vermessungssystem in einem angrenzenden Gebäudeteil Bewegungen in einem Mauerteil festgestellt hatte. Dies hatte sich aber als Fehlalarm erwiesen.

Unterstützung bekommen die Helfer auch aus dem Ausland. Die beiden Experten, Robin Murphy, Direktorin des Center for Robot-Assisted Search and Rescue in Texas und ihr japanischer Kollege Satoshi Tadokoro von der Universität Kobe untersuchen mit zwei Spezialrobotern das Trümmerfeld. Die schlangenähnlichen Maschinen können an Kabeln mehrere Meter in die engen Zwischenräume der Trümmer hineinfahren und Kamerabilder liefern.

Emotionale Informationsveranstaltung
Anwohner der Unglücksstelle im Kölner Severinsviertel forderten am Freitagabend auf einer teilweisen sehr emotionalen Informationsveranstaltung den Baustopp für die umstrittene Nord-Süd-Stadtbahn. Der Bau der 4,3 Kilometer langen U-Bahn-Trasse gilt als mögliche Ursache des Gebäudeeinsturzes. Der Vorstand der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Walter Reinarz, verteidigte das Bauvorhaben. Durch die neue Stadtbahn würden ab dem Jahr 2011 rund 60 000 Kölner zusätzlich mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Innenstadt gebracht. Dies werde zu einer deutlichen Entlastung der Verkehrssituation führen.

Die KVB und die Baufirmen haben angeblich seit längerer Zeit "von ernsten Problemen" bei der Grundwasser-Ableitung an der U-Bahn-Baustelle vor dem eingestürzten Stadtarchiv-Gebäude gewusst. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstagausgabe) berichtet, soll sich in einem von drei für diesen Bauabschnitt angelegten Brunnen der Wasserspiegel trotz größter Bemühungen nicht haben senken lassen. Es handele sich um den Brunnen, der dem eingestürzten Gebäude am nächsten liegt.

Weil der Wasserspiegel trotz des Dauereinsatzes leistungsstarker Pumpen nicht zurückging, sei im vorigen Jahr eine Fachfirma aus Süddeutschland zu Rate gezogen worden. Allerdings hätten auch deren Experten keine Erklärung für das rätselhafte Phänomen gehabt und daher keine Vorschläge zur Lösung präsentiert. Das ständige Abpumpen des Grundwassers mit großer Leistung könnte Sand und andere Erdteilchen weggeschwemmt haben. So könnten sich Hohlräume gebildet haben, die sich nach und nach vergrößerten.

Zwei mögliche Ursachen des Unglücks
Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" am Samstag vorab berichtet, konzentrieren sich die Ermittler von Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei auf zwei mögliche Ursachen des Unglücks. So werde zum einen vermutet, dass die ein Meter dicke Schlitzwand aus Beton wegbrach, die das Grundwasser von der Baugrube abhalten sollte.

Das Team überprüft dem Bericht zufolge noch eine zweite Theorie: So könnte das Wasser durch den unbefestigten Boden eingedrungen sein. Bei diesem Effekt lenken die Trennwände das Grundwasser um, es fließt daran herunter und hebt den Boden der Grube abrupt an. Wasser und Erdreich sprudelten dann wie in einem Vulkan nach oben.