Israel erwägt Einmarsch in Gazastreifen - Islamische Universität zerstört

Eskalation im Nahen Osten

Israel hat seine Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen am Montag den dritten Tag in Folge fortgesetzt. Bei der größten Militäroffensive gegen den Gazastreifen seit dem Sechstagekrieg 1967 wurden bislang mehr als 300 Menschen getötet und über 1400 verletzt. Im Süden Israels wurde erneut ein Mensch durch eine Rakete aus dem Gazastreifen getötet. Hilfsorganisationen warnen, dass in den Krankenhäusern des Gazastreifens bald die Medikamente und Blutreserven ausgehen werden.

 (DR)

Die Universität ist eine hoch symbolische Kaderschmiede der islamistischen Hamas Organisation im Gazasteifen gewesen. Über Opfer bei diesem Bom-bardement wurde nichts bekannt, inzwischen stieg aber die Zahl der palästinensichen Toten auf über 300.

Weltweite Proteste
Die israelische Militäroffensive gegen die Hamas im Gazastreifen sorgt weltweit für Proteste. Vor der israelischen Botschaft in London demonstrierten rund 2000 Menschen zum Teil lautstark und aggressiv gegen die Luftangriffe. Mehrere Protestierende wurden mit Gewalt abgeführt, es gab sechs Festnahmen. In Paris gingen rund 1.500 Menschen weitgehend friedlich gegen das israelische Blutvergießen auf die Straße.

Die israelische Regierung stellt sich derweil auf eine längere Militäroffensive ein. Zahlreiche Panzer rollten in Richtung Gazastreifen. Die Politik versucht mit Appellen dem Blutvergießen Einhalt zu gebieten. Frankreichs Präsident Sarkozy warf Israel unverhältnismäßigen Gewalteinsatz vor. Auch die USA mahnten Israel zur Zurückhaltung. Außenministerin Rice machte aber die Hamas für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Der südafrikanische Friedens-Nobelpreisträger, Erzbischof Tutu, bezeichnete die israelische Militäroffensive als Kriegsverbrechen.

Der UN-Sicherheitsrat forderte nach einer vierstündigen Dringlichkeitssitzung in New York einen sofortigen Stopp aller Militäraktionen im Nahen Osten.

Gaza: Katholische Schule bei Luftangriffen beschädigt
Bei den israelischen Luftangriffen auf den Gaza-Streifen ist am Samstag auch die Schule der katholischen Rosenkranz-Schwestern getroffen worden. Der Luftdruck von Explosionen in unmittelbarer Nähe habe die Fenster und Türen gesprengt, sagte der Pfarrer von Gaza, Manuel Musallam, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Kinder in den Klassenzimmern seien «Gott sei Dank weitgehend unverletzt» geblieben, so der Geistliche. Nur einige wenige hätten leichte Schnittverletzungen durch die zersplitterten Fensterscheiben erlitten. Die von den Rosenkranz-Schwestern geführte Schule liegt in der Nachbarschaft einer Polizeistation, die bei dem Angriff komplett zerstört worden sein soll.

«Die Explosionen waren furchtbar», schilderte eine Ordensfrau aus dem christlichen Viertel im Gazaer Flüchtlingslager ihre Eindrücke. Die Menschen seien in Panik geraten, vor allem die Kinder seien völlig verstört. Niemand habe mit diesem plötzlichen, harten Angriff gerechnet. Musallam bezeichnete das israelische Vorgehen als «Verbrechen": Auch wenn die Raketenangriffe auf Israel zu verurteilen seien, dürfe man Hunderttausende Unschuldiger in Gaza nicht «zusammenpferchen, einsperren und dann mitten hineinschießen», sagte er.

Im Gaza-Streifen leben unter 1,5 Millionen Muslimen rund 3.000 Christen. Etwa 200 von ihnen gehören zur katholischen Kirche des westlichen Ritus. Die beiden katholischen Schulen in Gaza werden überwiegend von muslimischen Kindern besucht. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hatte als Bischof der Region in seiner Weihnachtsbotschaft die Blockade des Krisengebietes als «schweres Unrecht» bezeichnet: Das Einsperren «Tausender Unschuldiger» mache den «Gaza-Streifen zu einer Fabrik der Gewalt».