Misereor im domradio: Merkel soll in Peru auf Reformen für Menschenrechte drängen

Vor der längsten Auslandreise

Es ist ihre bisher längste Auslandreise: Vom 13. bis 20 Mai besucht Bundeskanzlerin Angela Merkel Lateinamerika. Ihre Stationen: Brasilien, Peru, Kolumbien, Mexiko. Und der EU-Lateinamerika-Gipfel. Im domradio sprach Misereor-Geschäftsführer Josef Sayer über die Reise und seine Forderungen an Merkel.

 (DR)

Wenn sie mit dem peruanischen Präsidenten Alan García zusammentreffe, müsse sie die Empfehlungen der peruanischen Wahrheitskommission ansprechen, so Sayer.

Die Wahrheits- und Versöhnungskommission hatte die blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Rebellengruppe «Leuchtender Pfad» und staatlichen Sicherheitskräften von 1980 bis 2000 untersucht und Maßnahmen für Aufarbeitung und Entschädigung vorgeschlagen. Demnach wurden in dem Konflikt 70.000 Menschen getötet. Der Präsident Kommission, Salomón Lerner Febres, bestätigte, dass diese Empfehlungen bei weitem nicht umgesetzt seien.

Kaum Verbesserungen für die Armen
Mit der Wiedergutmachung für die Opfer des «schmutzigen Krieges» während der Regierungszeit der Präsidenten Fernando Belaunde (1980-1985), Alan Garcia (1985-1990) und Alberto Fujimori (1990-2000) habe die peruanische Regierung gerade erst begonnen. Die angemahnten institutionellen Reformen stünden noch aus. Das Wirtschaftswachstum Perus habe bislang keine Verbesserungen für die Armen mit sich gebracht, beklagte Lerner Febres.

Der Präsident der peruanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission kritisierte, dass die Regierung eine Dokumentationsausstellung im Nationalmuseum von Lima während der Zeit des Gipfels schließen wolle. Er regte an, dass einer der Regierungschefs diese Foto-Schau über Greueltaten von Regierung und Rebellen besuchen sollte. Dies wäre ein deutlichen Zeichen.

2003 übergab die Wahrheitskommission ihren Bericht der peruanischen Regierung und forderte darin umfassende Reformen sowie Entschädigungen für die Opfer. Ihre 150 Mitarbeiter hatten im ganzen Land unter anderem Zeitzeugen befragt und Gräber exhumiert.

Unterstützung von Wieczorek-Zeul
Misereor-Geschäftsführer Josef Sayer übergab Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in Berlin ein Exemplar der von Misereor herausgegebenen Übersetzung des Berichts der peruanischen Wahrheitskommission. Die Ministerin bekräftigte ihre Zusage, einen Ort der Erinnerung und der Dokumentation an den bewaffneten Konflikt in Peru zu unterstützen und forderte eine stärkere Armutsbekämpfung in Peru. Aufgrund der hohen Wachstumsraten sei das Land dazu in der Lage. «Die Mittel kommen bei den Armen noch nicht so an, wie es notwendig wäre», sagte die Ministerin.

Misereor hat eine Zusammenfassung des Abschlussberichtes auf deutsch übersetzt und als Buch vorgelegt:
Salomón Lerner Febres/Josef Sayer Hg.
Wider das Vergessen. Yuyanapaq.
Bericht der Wahrheits- und Versöhnungskommission Peru. Grünewald-Verlag