Streit zwischen Zeitung und UNICEF spitzt sich zu

"Die lügen"

Der Streit zwischen der "Frankfurter Rundschau" (FR) und dem deutschen UNICEF-Komitee über eine mögliche Verschwendung von Spenden spitzt sich zu. UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden warf der Zeitung am Freitag "schlimmsten Kampagnenjournalismus" vor: "Die lügen".

 (DR)

Dabei bezog sich Tarneden auf einen FR-Bericht (Freitagsausgabe) über eine strittige Aussage bei der Kölner Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen gegen UNICEF-Geschäftsführer Dietrich Garlichs. Das Hilfswerk zitierte den Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günther Feld, mit den Worten: "Diese Meldung ist frei erfunden."

Der stellvertretende FR-Chefredakteur Stephan Hebel wies den Vorwurf des Kampagnenjournalismus zurück. "Das ist für uns kein Spiel", so Hebel zum epd. Die ersten Veröffentlichungen über UNICEF hätten eine Flut von neuen Informationen ausgelöst. Die Redaktion sehe sich in der Pflicht, diese weiterzugeben. Bisher sei es "nicht gelungen, irgendetwas zu widerlegen".

Am Freitag bestritt UNICEF in einer Erklärung einen FR-Bericht, wonach eine nicht genannte Person bei der Staatsanwaltschaft Köln ausgesagt habe, UNICEF-Geschäftsführer Garlichs habe an seinem Privathaus dieselben Handwerker beschäftigt wie in der UNICEF-Zentrale. UNICEF zitierte den Sprecher der Staatsanwaltschaft mit den Worten, es habe keine Vernehmung und keine Aussage gegeben. Der Sprecher war am Freitagnachmittag nicht zu erreichen.

Frankfurter Rundschau bleibt bei ihrer Darstellung
Die "Frankfurter Rundschau" blieb dagegen bei ihrer Darstellung. Der stellvertretende Chefredakteur Hebel sagte dem epd, sowohl der Informant als auch der ermittelnde Staatsanwalt hätten die telefonisch gemachte Aussage bestätigt. Unstrittig ist, dass die Staatsanwaltschaft nach den ersten Berichten über einen möglichen Missbrauch von Spenden Ermittlungen gegen Garlichs eingeleitet hat.

Kritisiert wird von der FR auch die Bezahlung eines Beraterhonorars in Höhe von 30.000 Euro für eine Lidl-Großspende über 500.000 Euro. Erfolgshonorare in der Spendenwerbung sind nach Angaben der Deutschen Fundraising-Akademie verpönt. Der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, Burkhard Wilke, sagte aber dem epd, es sei "falsch und verzerrend zu behaupten, dass eine erfolgsabhängige Vergütung in jedem Fall unzulässig ist". Es gebe in den Leitlinien für das Spendensiegel durchaus Ausnahmen, die im Fall von UNICEF zutreffen könnten.

Das Institut überprüft laut Wilke derzeit die Vergabe des Siegels an UNICEF. Sollten sich die Kritikpunkte als gravierend erweisen, könnte dem Hilfswerk das Siegel aberkannt werden. Wilke trat der Darstellung von FR-online am Freitag entgegen, dass der "united internet for unicef Stiftung" das Siegel entzogen worden sei. "united internet" sei eine Firma, die nie berechtigt gewesen sei, das Siegel zu führen, sagte Wilke. UNICEF selbst habe auf einen Hinweis hin die Firma gebeten, das zu unterlassen.