Wissenschaftlerin warnt vor zu hohen Erwartungen

Union und Grüne für weltweites Klon-Verbot

Politiker von Regierung und Opposition haben ein weltweites Klonverbot verlangt. Nach den jüngsten Erfolgen von US-Wissenschaftlern beim Klonen von Embryonen sprach sich Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) für eine weltweite Ächtung der umstrittenen Methode aus. "Das therapeutische Klonen ist ethisch nicht hinnehmbar", sagte sie der "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe). Auch die Grünen forderten ein Klonverbot. Die Hamburger Wissenschaftlerin Regine Kollek warnte unterdessen vor zu hohen Erwartungen bei der Heilung von Krankheiten.

 (DR)

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass einem kalifornischen Biotech-Unternehmen erstmals das Klonen eines menschlichen Embryos aus Körperzellen gelungen ist. Die Forscher hoffen dabei auf einen Durchbruch in der Stammzellforschung: Sie wollen aus den Embryonen Stammzelllinien gewinnen, die sich zur Therapie bei unheilbaren Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson einsetzen lassen. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz das sogenannte therapeutische Klonen, bei dem Embryos zerstört werden.

Auch die forschungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Ilse Aigner, sagte der "Berliner Zeitung", ein weltweites Klonverbot wäre sinnvoll. "Wir müssen verhindern, dass Menschen von der Forschung dupliziert und gezüchtet werden", sagte die CSU-Politikerin.

Die Bioethik-Expertin der Grünen, Priska Hinz, forderte die Bundesregierung auf, einen neuen Anlauf für ein weltweites Klonverbot zu unternehmen. Klonen überschreite ethische Grenzen, ohne dass dabei konkrete Heilungschancen in Aussicht stünden. Stattdessen müsse sich die Forschung auf die ethisch unbedenklichen adulten Stammzellen konzentrieren, die unter anderem aus Knochenmark oder Nabelschnurblut gewonnen werden können.

Die Wissenschaftlerin und Bioethik-Expertin Kollek warnte vor zu großen Hoffnungen im Zusammenhang mit dem Forschungsklonen. Auch ein zu erwartender wissenschaftlicher Durchbruch, wie ihn US-Wissenschaftler verkündet hätten, bedeute nicht, dass sich etwa Parkinson-Patienten sofort Hoffnungen machen könnten, sagte Kollek im Deutschlandradio Kultur.

Kollek, die Mitglied des Internationalen Bioethik-Komitees der UNESCO und des Nationalen Ethikrates ist, sagte, der grundsätzliche Einwand gegen das Forschungsklonen wende sich dagegen, den Embryo zum Rohstoff für die medizinische Forschung zu degradieren. Jedes Land müsse hier seinen eigenen Weg finden. "Deutschland hat sehr hohe Standards. Und es ist an sich auch nicht einzusehen, warum sich die Weltgemeinschaft immer nach den Ländern mit den niedrigsten Standards richten muss", so die Wissenschaftlerin.

Der Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" berichtete unterdessen, zu den drei Gruppenanträgen im Bundestag zur Lockerung beziehungsweise Beibehaltung des Stammzellgesetzes kämen noch weitere hinzu. Das Büro des CDU-Abgeordneten Hubert Hüppe hat nach Informationen der Zeitung einen Gesetzentwurf erarbeitet, der das Verbot jeglicher Forschung mit embryonalen Stammzellen in Deutschland vorsieht. Derzeit dürfen Forscher embryonale Stammzellen verwenden, wenn sie vor dem 1. Januar
2002 im Ausland gewonnen wurden.