Neuer Freiwilligendienst "Weltwärts" fördert auch für junge Frauen die Arbeit in Entwicklungsländern

Von Kiel nach Lagos

Jetzt, da sie ihr Ticket in den Händen hält, wird es ihr langsam bewusst. Sie kennt nun den Tag der Abreise. Am Morgen des 10. Februar wird Katharina Laufenberg Eltern und Freund verabschieden, in Hamburg ein Flugzeug besteigen und einen halben Tag später nigerianischen Boden betreten. Dort will die zierliche 20-Jährige ein Jahr lang in einem Entwicklungsprojekt mitarbeiten. Katharina gehört zu den ersten Teilnehmern des Programms "Weltwärts", das das Entwicklungsministeriums (BMZ) ins Leben gerufen hat.

 (DR)

"Weltwärts" ist ein Stück Gleichberechtigung. Junge Männer können bereits seit 2002 statt ihres Zivildienstes ein vom Staat finanziertes freiwilliges soziales Jahr (FSJ) im Ausland leisten. Bei "Weltwärts" übernimmt das Ministerium jetzt auch für Frauen den Großteil der Kosten, die bei Entsendeorganisationen für den Freiwilligendienst in der Dritten Welt anfallen. Das erspart Katharina viele Monate Jobben.

Bianca Hartung wird am 27. Januar nach Mexico fliegen. Die 23-Jährige aus dem fränkischen Bad Winzheim soll Mädchen in einem Heim für Straßenkinder betreuen. Hätte sie es selbst finanzieren müssen, hätte sich die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin das Jahr nicht leisten können, sagt sie. Auch Carolina Hege aus Emden freut sich auf ihren Freiwilligendienst in Indien. Es soll für die lebhafte Sozialpädagogin der Beginn einer Karriere in der Entwicklungszusammenarbeit werden, eine Art Bewährungsprobe für das dauerhafte Leben in der Dritten Welt.

Es gibt sehr viele Anfragen
Katharina will "ihren Horizont erweitern, viel von der Kultur lernen" und idealerweise herausfinden, wie es beruflich weitergehen soll. "Ich kann selbst nicht genau beschreiben, was mich da hinzieht." Bislang hat die zurückhaltende Abiturientin die Grenzen Europas noch nicht überschritten. Sie siedelt vom Elternhaus in Kiel direkt in eine afrikanische Gastfamilie über.

Davon träumen viele junge Menschen. "Es gibt sehr viele Anfragen", bestätigt Simone Kleinekathöfer vom Freiwilligendienst ICJA. Einkommensschwache Bewerber sollen bei "Weltwärts" bevorzugt werden. Geeignet ist, wer bereit ist, "eigene Normen und Werte zu reflektieren" und dafür "andere Perspektiven kennenzulernen", zählt Kleinekathöfer auf. Sie weiß aus eigener Erfahrung: Durch den Aufenthalt werde "ein Stück weit das Weltbild verändert". Rund 3000 Kandiaten zwischen 18 und 28 Jahren will das Ministerium in diesem Jahr über die "Weltwärts"-Kooperationen den Auslandsaufenthalt finanzieren. Am Donnerstag werden in Berlin die ersten 50 Teilnehmer verabschiedet.

Von ddp-Korrespondentin Diana Wild