US-Präsident beendet Heilig-Land-Besuch - Bertelsmann Stiftung zieht im domradio Fazit

"Bush ist es Ernst"

US-Präsident George W. Bush hat am Freitag die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem besucht und damit den offiziellen Teil seiner Nahost-Reise beendet. Nahostexperte Christian Hanelt bewertet im domradio-Interview Bushs Bemühungen um einen Friedensvertrag zwischen Israelis und Palästinensern. "Er hat persönliches Engagement in die Wagschale geworfen. Das unterstreicht, dass es ihm Ernst ist."

 (DR)

Bush wolle bis zum Ende seiner Amtszeit Frieden zwischen Israelis und Palästinensern schaffen, so Hanelt. Entsprechend gebe es viel Kritik und Skepsis. "Alle fragen, wie das so schnell zu schaffen sein soll."

Die Aufgabe von George W. Bush und anderen sei es, Druck von Außen zu machen. Es bedürfe einer starken Persönlichkeit, die die Friedensbemühungen überwacht. Eigentlich war der ehemalige britische Premier Tony Blair für diese Rolle vorgesehen. Doch Blair kündigte nun an, in Zukunft an der Wall Street als Berater bei der Investmentbank JP Morgan zu arbeiten. Deshalb fordert Hanelt: "Es braucht einen amerikanischen 'Richter' vor Ort 2008."

Endgültig bewerten könne man Bushs Bemühungen erst Ende des Jahres. "Sollte eines Friedensvertrag geben, fein." Sollte Bush scheitern, müsse eine europäische Initiative her.

Israelischer Ex-Botschafter hält Besuch für erfolglos
Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, sieht durch den Besuch des amerikanischen Präsidenten George Bush in Israel und in den palästinensischen Gebieten keine Fortschritte für die Friedensbemühungen. "Ich glaube nicht, dass er etwas gebracht hat", sagte Primor am Freitag im WDR in Köln. Ein neuer Nahost-Friedensvertrag, wie Bush ihn angekündigt hatte, bringe nicht weiter, solange die Umsetzung nicht geklärt sei.

"Alle Friedenspläne, die man seit dem Jahr 2000 entworfen hat, ähneln sich vollkommen", unterstrich der frühere Diplomat. Die darin vereinbarten Prinzipien seien von allen Seiten akzeptiert. Das Problem sei vielmehr, einen Friedensplan auch gegen Widerstände in die Tat umzusetzen. Dazu fehle Bush aus innenpolitischen Gründen jedoch der Wille.

Da die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung die israelische Regierung bedingungslos unterstütze, sei auch von seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin keine andere Haltung zu erwarten. "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied geben wird", sagte Primor.

Bush in Jad Vaschem
Im "Zelt des Gedenkens" mit den eingravierten Namen der NS-Vernichtungslager legte Bush am Freitag einen Kranz nieder. "Ich war sehr beeindruckt, dass Menschen im Angesicht des Horrors und des Bösen ihren Gott nicht verlassen haben", sagte Bush im Anschluss.

"Angesichts der unaussprechbaren Verbrechen gegen die Menschheit waren es tapfere Seelen, Junge und Alte. Sie standen stark für das, was sie glaubten."

US-Präsident bedauert
Der US-Präsident bedauerte gegenüber Jad-Vaschem-Direktor Avner Shalev, dass sein Land es 1944 versäumt habe, die Einrichtungen des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz zu bombardieren.

Das Wissen der Amerikaner um die dortigen Vorgänge und die Diskussion um eine mögliche Zerstörung des Lagers beschäftigt seit langem die Historiker.

Nach dem Besuch in Jad Vaschem begann der als privat bezeichnete Teil des Bush-Besuches. Nachdem der Präsident am Vortag die Geburtskirche in Bethlehem besichtigt und dort gebetet hatte, wollte er am Mittag den Berg der Seligpreisungen und die alte Synagoge von Kapharnaum am See Genezareth besichtigen. Aus Sicherheitsgründen wurde der See für Fischer und Touristen gesperrt.