Bei seinem Nahost-Besuch stößt US-Präsident Bush bei Geistlichen auf wenig Gegenliebe

Gläubiger Gast im Heiligen Land

Am Mittwoch ist der amerikanische Präsident im Rahmen seines Nahost-Besuchs, dessen Stationen auch die Golfstaaten Kuwait, Bahrein, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi-Arabien sowie Ägypten sind, in Israel eingetroffen. Es ist der erste offizielle Israel-Besuch von Bush seit seiner Wahl zum Präsidenten vor acht Jahren. Im domradio-Interview erläutert Dr. Lars Hänsel von der Konrad Adenauer Stiftung in Israel Sinn und Zweck des Bush-Besuchs.

 (DR)

Nach seinen Unterredungen mit Ministerpräsident Ehud Olmert und Präsident Schimon Peres, sowie dem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem wird der US-Präsident am Donnerstag palästinensische Politiker treffen.

George W. Bush zog als Wunschkandidat einer großen Mehrheit der pro-israelischen Evangelikalen-Gemeinden in den USA ins Weiße Haus ein. Einige prominente evangelikale Geistliche in den Vereinigten Staaten machten Front gegen Sharon, als dieser 2005 den Gazastreifen räumen ließ. Aber nicht alle evangelikalen Christen teilen deren vorbehaltlose Unterstützung der israelischen Siedlungen.

Im Juli 2007 wandte sich eine Gruppe Evangelikaler mit einem Offenen Brief an den US-Präsidenten: "Wer Israel liebt, ist deswegen nicht gezwungen, Kritik für sich zu behalten." Weiter hieß es in dem Appell, "wahre Liebe und Segen" behielten auch das Wohlergehen des Nachbarn im Auge.

Auch bei den Geistlichen im Heiligen Land kann der US-Präsident nur auf wenig Gegenliebe hoffen. Aus dem Jahre 2003 stammt ein Bann, mit dem eine Gruppe griechisch-orthodoxer Kleriker dem US-Politiker und bekennenden Methodisten einen Besuch der Heiligen Stätten untersagt.

Eine Reaktion auf den Irakkrieg war wohl auch ein Fatwa-Urteil des Großmuftis von Jerusalem aus dieser Zeit, mit dem Bush zur unerwünschten Person im Heiligen Lande erklärt wurde.
Und vor der Nahost-Reise des US-Präsidenten rief ein Sprecher des Terrornetzwerks El Kaida dazu auf, Bush nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit "Bomben und Sprengfallen" zu empfangen. Ein Großaufgebot von israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften sorgt sich um die Sicherheit des Besuchers und seiner Delegation, die im renommierten "King David Hotel" gegenüber der Jerusalemer Altstadt Quartier bezogen hat.

Für die Operation "Blauer Himmel" sind rund 8.000 Sicherheitsbeamte, darunter Scharfschützen, sowie Personenschützer und Bombenspürhunde im Einsatz. Rund 1.500 Flaggen sind zum Empfang aufgehängt worden.
Mit Flugblättern unterrichtete die Jerusalemer Stadtverwaltung die Bewohner über Straßensperren und Umleitungen.
In Bethlehem wurden nach Presseberichten sogar Straßen umgegraben.

Gilt es doch zu verhindern, dass Sprengfallen, die gegen israelische Panzer angelegt wurden, von radikalislamischen Militanten gegen den Konvoi des amerikanischen Präsidenten gezündet werden. Ohnehin wurden an allen wichtigen Besuchszielen neue Hubschrauberplätze angelegt:
Denn den größten Teil seiner Reisestrecke wird Bush mit Helikoptern zurücklegen. Etwa den Trip von Ramallah nach Bethlehem, womit der US-Präsident auch die umstrittene Sperrmauer nicht passieren müsste.

In Bethlehem wird Bush die Geburtskirche besuchen.
Bereits als Gouverneur von Texas war Bush schon einmal im Heiligen Land. Damals besichtigte er die Heiligen Stätten Jerusalems. Diesmal bat er ausdrücklich darum, neben politischen Besichtigungstouren, die seine Gastgeber planen, auch die Heiligen Stätten in dem ihm unbekannteren Norden des Landes zu besichtigen. Nur eine Stätte will er meiden: Am Arafat-Mausoleum in Ramallah wird er keinen Kranz niederlegen. In Israel wird Bush erneut im Mai erwartet. Anlass der zweiten Visite sind die Feiern zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel.

Vatikan lobt Bush
Francis Rooney, der scheidende Botschafter der Vereinigten Staaten beim Heiligen Stuhl, zieht eine Verbindungslinie zwischen Bushs Nahost-Besuch und der Papstrede an die Diplomaten vom Montag. Seiner Einschätzung nach zollte Benedikt XVI. den USA Anerkennung für deren Nahost-Politik. In der Tat hat der Papst die Friedenskonferenz von Annapolis, die Bush vor sechs Wochen einberufen hatte, in seiner Rede lobend erwähnt.

"Benedikt benannte und würdigte die Anstrengungen von Annapolis, denn unser Ansatz dort war es, auf Parteilichkeit und Einseitigkeit zu verzichten. Der Papst rief in seiner Ansprache zu einer überparteilichen Lösung des Nahostkonflikts auf, eine Lösung also, die die legitimen Rechte von allen Parteien berücksichtigt. Das ist schön zu hören - und das geht Hand in Hand mit dem, was wir in Annapolis erreichen wollten.

In Annapolis hatten Israelis und Palästinenser sich auf eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen nach sieben Jahren des Stillstands geeinigt. Bis Ende 2008 wollen sie ein Friedensabkommen schließen.

"Die USA hatten zu dem Nahost-Friedenstreffen ja ausdrücklich auch den Heiligen Stuhl eingeladen, aber auch viele Länder, die in der Vergangenheit immer Bedenken hatten, an ähnlichen Treffen teilzunehmen. Übereinstimmung zwischen den USA und dem Vatikan besteht auch darin, dass die Palästinenser einen eigenen Staat brauchen, der aber gleichzeitig den Frieden und die Sicherheit Israels nicht bedroht."

Primor: Nahost-Reise von Bush eher eine Show
Der ehemalige israelische Botschaft in Deutschland, Avi Primor, misst der aktuellen Nahost-Reise von US-Präsident George W. Bush keine große Bedeutung bei. Er glaube nicht, dass die Reise Bewegung in den Friedensprozess bringen werde, sagte Primor am Mittwoch dem Fernsehsender "N24". Die ganze Reise sei "eher eine Show", die Bush innenpolitisch in Amerika nütze. Er rechne nicht damit, dass der US-Präsident viele Mittel zur Verfügung habe oder sich nehmen wolle, um eine Lösung des Nahost-Konflikts zu erzwingen, betonte Primor.