2007 war ein ereignisreiches Jahr für die Ökumene

Licht und Schatten

2007 war ein ereignisreiches Jahr für die Ökumene - wie immer mit Licht und Schatten. Ökumenisch bedeutsamstes Ereignis des Jahres war die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung im September im rumänischen Sibiu (Hermannstadt). Für Unmut sorgte in der evangelischen Kirche das Vatikan-Papier vom Juli zum Kirchenverständnis, in dem die katholische Kirche ihren Anspruch auf Vorrang in der Christenheit unterstreicht.

 (DR)

Trotz solcher Störungen aus Rom vereinbarten deutsche Kirchen im April die gegenseitige Anerkennung ihrer Taufe.

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung war "nicht der Durchbruch, aber doch eine Ermutigung für die ökumenische Bewegung", bilanziert die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann. Der befürchtete Streit zwischen Orthodoxen und Protestanten blieb in Sibiu aus. Die Veranstalter - die Konferenz Europäischer Kirchen und der katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen - zogen eine positive Bilanz des Treffens von rund 2.000 Teilnehmern nach Basel
1989 und Graz 1997.

Die Ökumene stand auch im Zentrum des 31.
Deutschen Evangelischen Kirchentags Anfang Juni in Köln.
Doch in den Streitfragen wie gemeinsames Abendmahl sowie gegenseitige Anerkennung der Ämter oder gar der Kirchen kommt man zurzeit keinen Millimeter weiter. Doch die ökumenische Bewegung ist nicht am Ende, gibt sich Kurienkardinal Walter Kasper optimistisch: Es bestehe kein Anlass zur Resignation.

Kasper und auch der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber riefen zu einem Umdenken in der Ökumene auf. Die bisherigen Bestrebungen nach theologischer Annäherung und Übereinstimmung der Kirchen seien an ihrem Ende angekommen.

Seit 10. Juli sorgt das Vatikan-Papier der Glaubenskongregation zum Kirchenverständnis für kaum nachlassenden Unmut bei den Protestanten. Der evangelischen Kirche wird in dem Text der Status einer vollwertigen Kirche abgesprochen. Er empfinde den Text "nach wie vor als ökumenisch belastend", kritisierte Bischof Huber. Kardinal Karl Lehmann versuchte Schadensbegrenzung. "Die erneute katholische Stellungnahme der Glaubenskongregation mag besonders in ihrer Knappheit und Dichte hart erscheinen", räumte er ein. Das Papier lasse "aber grundlegend Raum, die anderen Kirchen nicht nur moralisch, sondern theologisch als Kirchen zu achten".

Die wechselseitige Anerkennung der Taufe von Kirchen verschiedener Glaubenspraxis im Magdeburger Dom war ein weiterer Ökumene-Höhepunkt des Jahres 2007. Der Text - der längst bestehende regionale Vereinbarungen zum Vorbild hatte - wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz unterzeichnet. Dem schlossen sich neun weitere Kirchen an - darunter Orthodoxe, Anglikaner, Methodisten, Altkatholiken sowie die Evangelische Brüderunität (Herrnhuter Brüdergemeine) und andere Freikirchen.

Mit Stirnrunzeln verfolgen Protestanten zurzeit die Versuche Roms für eine weitere Annäherung mit der orthodoxen Kirche. Doch hier mauern die Ostkirchen, die nahezu allen westlichen Kirchen einen Ausverkauf der christlichen Werte vorwerfen. Russlands Patriarch Alexij II. warnte jüngst die Europäer vor dem Verlust des christlichen Glaubens. "Das heutige Europa baut keine postchristliche Kultur und Zivilisation auf, sondern verschwindet einfach aus der Geschichte", sagte das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche.

Damit dies nicht geschieht, erinnerten die großen Kirchen 2007 gemeinsam an ihre Geschichte - etwa mit dem Gedenkjahr zum 800.
Geburtstag der heiligen Elisabeth (1207-1231). Die Wohltäterin wird von Protestanten und Katholiken gleichermaßen verehrt. Die evangelische Kirche startete zugleich ihre Vorbereitungen zum 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017. Zuvor treffen sich die Kirchen 2010 zum Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München. Dieser soll die Kirchen auf ihrem Weg zur Einheit wieder ein gutes Stück nach vorne bringen.

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