Wie die Domplatte zum Farbenmeer wurde

Südkorea-Sterne in Köln

Sein Kontakt zum domradio ist eng, immerhin moderiert Dompropst Norbert Feldhoff hier regelmäßig das Magazin für Klassische Musik "Musica". Dass der ehemalige Generalvikar des Kölner Erzbistums aber noch vor dem Morgengrauen anruft, passiert selten. Sein Wunsch am Montagmorgen: "Bitte machen Sie doch Bilder von der Domplatte." Von der Domplatte? Was war geschehen? Ein Blick aus dem Fenster: Der Vorplatz der bekanntesten Kirche Deutschlands, des Kölner Doms, hatte sich in der Nacht zum Farbenmeer aus Kreide verwandelt. domradio sprach mit den Initiatoren über die Aktion, die Angst vor der Polizei und unerwartete Hilfe aus Südkorea.

"Himmelsüberraschung" auf der Domplatte mit hunderten Sternen (DR)
"Himmelsüberraschung" auf der Domplatte mit hunderten Sternen / ( DR )

"Wir wollten einfach Sterne malen zusammen", sagt Julia Lux am Morgen im domradio-Studio. Die Kölner Biologie-Studentin hat eine lange Nacht hinter sich. Gemeinsam mit drei Kommilitonen hatte sie am Sonntagabend um 21 Uhr mit der Aktion begonnen. Die selbstgemachte Kreide im Gepäck, nicht ahnend, was die Nacht bringen würde.

Sicher, ob das denn "überhaupt erlaubt" sei, was man da vorhatte, waren sich die Studenten nicht. Aber die anfängliche Angst vor der Polizei wich schnell - und machte Platz für die Freude über den Erfolg. Dutzende Passanten seien gekommen, so Julia Lux. Um die vier Freunde zu unterstützen und selber Sterne zu malen.

Die Nacht, die die Domplatte zum Sternenhimmel machte
Überhaupt sei die Resonanz überwiegend positiv ausgefallen. Auch wenn man nicht immer alles verstanden habe. "Sehr viele Ausländer - darunter auch Südkoreaner - haben uns unterstützt." Kommentare wie "Und wer macht den Dreck jetzt Weg?" konnten so leicht verkraftet werden.

Und warum das Ganze? War das nun eine Kunstaktion in der Tradition des Kölner Künstlers HA Schult und seinen Müllmenschen? Ein Happening im Geiste der sich umarmenden Flashmobber? Überhaupt nicht. Viel schöner. "Wir wollten ein Zeichen setzen, ein Friedenszeichen. Und wollten sehen, wie sich das dann verselbständigt."

Schon am Nachmittag ist von den hunderten Sternen, Monden und anderen Himmelskörpern kaum etwas mehr zu sehen. Zum Glück hat Dompropst Norbert Feldhoff noch die Bilder von der Nacht, die die Domplatte für wenige Stunden zum Sternenhimmel machte.

Michael Borgers (domradio.de)