Zuma zum ANC-Präsidenten gewählt - Niederlage für Präsident Mbeki

Südafrika vor politischem Wandel

Jacob Zuma ist zum neuen Präsidenten der südafrikanischen Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) gewählt worden. Er setzte sich am Dienstagabend auf dem ANC-Parteitag in Polokwane klar gegen den bisherigen ANC-Präsidenten, Staatspräsident Thabo Mbeki, durch. Karl Wirtz, Regionalreferent für Südafrika beim katholischen Hilfswerk Misereor spricht im domradio über den neuen Parteichef und das große Anliegen Misereors, die junge Demokratie in Südafrika weiter zu pflegen.

 (DR)

"Zumami" nennen ihn die Medien in Südafrika. Bei Auftritten vor schwarzem Publikum findet er immer das richtige Wort und geht auf die Nöte der Ärmsten ein. Er steht zu seiner einfachen Herkunft und macht keinen Hehl daraus, dass er ein Frauenheld ist und etwa ein Dutzend Kinder aus verschiedenen Ehen hat. Doch sei er jemand der es verstehe, die Stimme des Volkes zu hören und dessen Sprache zu sprechen, so Karl Wirtz. "So sicher bin ich mir aber nicht, dass Zuma wirklich Südafrikas nächster Präsident sein wird. Wir müssen ja noch abwarten, was in den nächsten zwei Jahren passiert", betont Karl Wirtz im Hinblick auf das Korruptionsverfahren.

Zumas politische Karriere schien 2005 bereits beendet als er als Vizepräsident Südafrikas entlassen wurde. Die Korruptionsvorwürfe von damals verfolgen ihn bis heute. Ein Jahr später stand er in einem Vergewaltigungsprozess vor Gericht, der zwar mit einem Freispruch endete, ihn aber in ein schlechtes Licht stellte. Zuma hatte jedoch nicht aufgegeben. Er spürte, dass er in weiten Teilen der schwarzen Bevölkerung und beim linken Flügel der Regierungspartei ANC gut ankam. Sein Machtinstinkt bewog Zuma schließlich, den distanzierten Alleinherrscher und Staatspräsidenten Thabo Mbeki an der ANC-Spitze herauszufordern.

Eindeutige Mehrheit für Zuma
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hatte es nun eine Kampfabstimmung um den Parteivorsitz gegeben. Nach Angaben der Wahlkommission erhielt der 65-jährige Zuma 2.329 Stimmen, Mbeki 1.505. Damit hat Zuma, der dem linken Lager zugerechnet wird, gute Chancen, 2009 nächster Staatschef Südafrikas zu werden. Mbeki kann nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Der Wahlausgang auf dem Parteitag stellt für Mbeki und seine Anhänger eine vernichtende Niederlage dar.

Karl Wirtz führt Zumas Beliebtheit nicht zuletzt darauf zurück, dass Afrika weltweit die größte Kluft zwischen Arm und Reich aufweise. Tausende Aids-Tote jedes Jahr, bis zu 50 Prozent Arbeitslosigkeit - Indikatoren, die das Leben in Südafrika sehr schwer machen, gibt Wirtz zu Bedenken. "Die Masse erhofft sich von Zuma eine Antwort, die sie von Mbeki nicht bekommen haben", so Wirtz.

Zuma war vom linken Flügel der Regierungspartei, den Gewerkschaften und der Kommunistischen Partei unterstützt worden.
Auch alle übrigen fünf führenden Parteiämter wurden von Zumas Mitstreitern gewonnen, wie die ANC-Wahlkommission mitteilte.

"Demokratie muss weiter wachsen"
"Es ist wichtig, dass die Elemente der Demokratie weiter geachtet werden", sagt Wirtz. Das gelte vor allem für die Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit. "Das sind beide Elemente, die dort auf einem sehr hohen Niveau sind. Die Presse ist vollkommen frei - das ist eine sehr positive Seite Südafrikas." Den Prozess der Demokratisierung so weiter zu pflegen sei entscheidend. "Die Leute dort lernen und wachsen in der Demokratie."

Zuma gilt mit seinem Sieg vom Dienstag als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des südafrikanischen Staatschefs bei den Wahlen im Jahr 2009. Gestoppt werden könnte sein Aufstieg nur noch durch eine erneute Anklageerhebung wegen Korruption.