Papst: Liturgie des Advents lade zur Umkehr - Missbrauch von Heranwachsenden gegeißelt

Weihnachten von "äußeren und inneren Wüsten" bedroht

Papst Benedikt XVI. beklagt eine verbreitete materialistische Mentalität rund um das Weihnachtsfest. Beim Angelusgebet zum zweiten Adventssonntag mahnte er, in den "äußeren und inneren Wüsten" von heute Christus den Weg zu bereiten, so wie es Johannes der Täufer getan habe. Der Advent enthalte eine drängende Aufforderung zur Umkehr. "Es ist das konkrete Verhalten in diesem Leben, mit dem wir über unser ewiges Schicksal entscheiden", sagte der Papst auf dem Petersplatz.

 (DR)

Auch die deutschsprachigen Besucher rief Benedikt XVI. zu einem erneuerten Lebenswandel auf. Die Liturgie des Advents lade zur Umkehr ein. "Besinnung, persönliches und gemeinschaftliches Gebet sowie der Empfang des Bußsakraments sollen deshalb in diesen Wochen der Vorbereitung auf Weihnachten einen festen Platz haben", sagte der Papst.

Mißbrauch von Kindern angeprangert
Papst Benedikt XVI. hatte am Samstagnachmittag seinen traditionellen Besuch bei der römischen Mariensäule zum Fest der Unbefleckten Empfängnis absolviert. Bei der Zeremonie an der Spanischen Treppe legte er einen Korb Rosen zu Füßen der Statue nieder und bat die Muttergottes um Schutz und Führung für die Christenheit. Trotz des kalten Nieselregens säumten Tausende die Straßen, als Benedikt XVI. im Papamobil durch die weihnachtlich geschmückte historische Innenstadt fuhr.

In seiner Ansprache nannte Benedikt XVI. Maria die "Mutter der ganzen Menschheit". Sie erinnere daran, dass alle Menschen Brüder seien und Gott ihr gemeinsamer Schöpfer und Vater. "Ohne ihn, noch weniger gegen ihn, werden wir Menschen niemals den Weg zur Liebe finden, die Macht des Hasses und der Gewalt besiegen und einen stabilen Frieden aufbauen", so der Papst. Unter dem Schutz Mariens könnten sich alle "in der Verschiedenheit der Kulturen als eine einzige Familie fühlen".

In deutscher Sprache sagte er: "Am heutigen Hochfest feiern wir, dass Gott die Jungfrau Maria zur Wohnstatt seines Sohnes erwählt und vom ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt hat. Durch sie kommt Jesus Christus, die Hoffnung und das Heil der Menschen, zu uns. So ist Maria die Mutter und der Stern der Hoffnung auf unserem Lebensweg. Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Herr auch uns aus den Verstrickungen in das Böse befreit und uns das wahre Leben schenken will. Euch allen wünsche ich einen frohen Festtag!"

Videoschaltung nach Frankreich
Abschließend richtete Benedikt XVI. einen Gruß auf Französisch an die Marienwallfahrtsorte Lourdes und Fourviere, der in einer Videoschaltung nach Frankreich übertragen wurde. Der Papst rief die Pilger dabei zu einem christlichen Zeugnis für Suchende und zu Solidarität mit allen Menschen auf. In südfranzösischen Lourdes wurde am Wochenende ein Jubiläumsjahr eröffnet. 1858 war dem Mädchen Bernadette Soubirous bei der Grotte Massabielle Maria als "Unbefleckt Empfangene" erschienen.

Die römische Marienstatue wurde unter Papst Pius IX. (1846-78) aus Anlass der Verkündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariens (1854) auf einer antiken Säule aufgestellt.

Jedes Jahr am 8. Dezember, dem liturgischen Festtag der Unbefleckten Empfängnis, legt der Papst zu Füßen der Statue einen Blumenstrauß nieder. Das betreffende Dogma besagt, dass Maria von Beginn ihres Daseins an in das Erlösungswerk Christi eingebunden ist und deshalb von der allgemeinen menschlichen Schuldverstrickung - der sogenannten Erbsünde - bewahrt wurde.

Aufruf zum Schutz der Kinder
Beim Angelusgebet geißelte der Papst den Missbrauch von Heranwachsenden: "Wir machen leider die Erfahrung, dass die Heranwachsenden, die Jugendlichen und sogar Kinder leicht zu Opfern von entstellten Formen der Liebe werden, verführt von skrupellosen Erwachsenen, die sich selber etwas vormachen und sie in die ausweglose Sackgasse des Konsumismus führen: Selbst heiligste Dinge, wie der menschliche Leib, der Tempel des Gottes der Liebe und des Lebens, werden so zu Konsumobjekten; und das immer früher, manchmal sogar vor der Pubertät. Wie traurig ist es, wenn die Kinder das Staunen verlernen gegenüber dem Zauber der schönsten Gemütsregungen und die Wertschätzung des Körpers verloren geht, der Ausdruck der Person ist und seines unergründlichen Geheimnisses."

Der absolute Wert der Liebe müsse geschützt werden, so Benedikt. "Ich denke an die jungen Menschen heute, die aufgewachsen sind in einem Umfeld, das übersättigt ist von falschen Glücksverheißungen. Diese jungen Mädchen und Jungen riskieren, die Hoffnung zu verlieren, weil sie häufig zu „Waisen der wahren Liebe" werden, die dem Leben Sinn und Freude schenkt."