Verbraucherschützer und Gabriel geben Tipps zum Energiesparen

Kürzer fönen oder einfach den Anbieter wechseln

Seit Monaten versuchen Verbraucherschützer Kunden in Deutschland zu einem Stromanbieterwechsel zu überreden. Bislang mehr oder weniger vergeblich, Deutsche sind wechselfaul. Nun der erneute Versuch, unterstützt vom Umweltminister und den Energieriesen - denn die wollen ihre Preise erneut erhöhen.

 (DR)

Billen weiß, wie man Strom und damit bares Geld sparen kann. "Kürzer fönen und mit 40 Grad waschen statt mit 60", erläutert Deutschlands oberster Verbraucherschützer. Wer zusätzlich die Stand-By-Funktion beim Fernseher abschaltet und einige Glühbirnen durch Energiesparlampen austauscht, könne pro Jahr rund 65 Euro sparen. Zusammen mit Umweltbundesminister Sigmar Gabriel (SPD), der den Stromkonzernen einen "Raubzug durch die Einkommen" der Bürger vorwirft, rief Billen am Montag in Berlin die Verbraucher auf, ihren Stromanbieter zu wechseln.

Ab dieser Woche will der Bundesverband der Verbraucherzentralen dafür wieder bundesweit mit Plakaten werben. In kostenlosen Informationsblättern soll der Wechsel zudem erläutert werden. Gerade Familien könnten mit der Wahl eines neuen Stromanbieters viel Geld sparen. Zwischen 50 und 240 Euro könnten es jährlich sein, rechnet er vor.

"Die richtige Antwort: Wechsel des Anbieters"
Zum Jahreswechsel würden bundesweit 318 Stromversorger ihre Preise anheben. Die Erhöhungen lägen im Durchschnitt bei 8 bis 10 Prozent, in Einzelfällen erreichten sie sogar 25 Prozent. Die von den Anbietern stets genannte Begründung der höheren Bezugskosten hält Billen für vorgeschoben. In fast allen Städten gebe es mittlerweile Anbieter, die günstiger seien als der Grundversorger. "Die richtigen Antworten auf die weiter steigenden Strompreise bleiben der Wechsel des Anbieters und Energiesparen", sagte Billen.

"Was hier stattfindet, ist der Griff in die Lohntüte", empörte sich Gabriel über die angekündigten Preiserhöhungen. Dies sei die zweite Runde an "leistungslosen Gewinnen" nach der kostenlosen Zuteilung der Verschmutzungszertifikate. Die Verbraucher rief er auf, den Anbieter zu wechseln. "Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, das ist ziemlich einfach", bekannte sich der Minister als Wechsler.

Tipps zum Stromsparen
Zwar hätten bislang erst rund sieben bis acht Prozent der privaten Stromabnehmer ihren Anbieter gewechselt, allerdings zeigte sich Billen erfreut, dass immer mehr Verbraucher von der Möglichkeit Gebrauch machten. Die Bundesnetzagentur habe für 2007 eine Verdopplung der Wechselzahlen im Vorgleich zum Vorjahr prognostiziert. Hierzu trügen auch die großen Stromkonzerne bei, die mit immer neuen Preiserhöhungen und Kraftwerkspannen an ihrem schlechten Image arbeiteten. "Jeder Wechsel lohnt sich - für das eigene Portemonnaie und für den Wettbewerb", fügte Billen hinzu.

An Tipps, zum Stromsparen hält Billen noch einiges bereit. Der Einbau einer sparsamen Umwälzpumpe für die Gas- oder Ölheizung senke die Stromrechnung beispielsweise um bis zu 240 Euro pro Jahr. Wer den alten Kühlschrank durch ein hocheffizientes Gerät ersetze, kommt über die gesamte Nutzungsdauer rund 200 Euro günstiger davon. Doch mit dem kürzeren Föhnzeiten hält sich das Einsparpotenzial bei ihm in Grenzen, räumte Billen ein und deutete auf seine wirklich kurze Kurzhaarfrisur.