Die Ära des Münchner Kardinal Friedrich Wetter geht zu Ende

Ein umsichtiger Hirte bis zum Schluss

Nun ist es offiziell: Die Zeit von Kardinal Friedrich Wetter in der Erzdiözese München-Freising geht zu Ende. Noch wenige Wochen wird er auf seinem Posten bleiben und dann den Stab weiterreichen an den Trierer Reinhard Marx. Seit dem Rücktritt von Wetter im Februar vertritt sich dieser auf Wunsch von Papst Benedikt XVI. selbst als Apostolischer Administrator; von Amtsmüdigkeit ist beim Kardinal bis zur Stunde nichts zu spüren.

 (DR)

Mit unverminderter Tatkraft zu Werke gegangen
In den vergangenen Monaten ging er mit unverminderter Tatkraft zu Werke. Lediglich eine Erkältung machte ihm zuletzt zu schaffen, was Wetter mit der trockenen Bemerkung kommentierte: "Anständige Männer sind in dieser Jahreszeit krank." Der gebürtige Landauer und bekennende "bayerische Pfälzer" hinterlässt, wie er selbst sagt, ein "befriedetes Bistum". Darauf ist der Kirchenmann, der den Wahlspruch "Pax vobis" (Der Friede sei mit Euch) im Wappen führt, besonders stolz.

Die oberbayerischen Katholiken sind ihm, der in seinen Münchner Anfängen durchaus fremdelte, in 25 Jahren ans Herz gewachsen. Am vergangenen Samstag hatte Wetter sogar darauf verzichtet, zum Konsistorium nach Rom zu reisen. Er wollte lieber bei seinen Gläubigen sein, um auf dem Freisinger Domberg das Fest des Bistumspatrons Korbinian zu feiern - und um sich von ihnen zu verabschieden.

Den Gottesdienst nutzte er zu einer Bilanz seiner Jahre als 72. Nachfolger des Bistumsgründers. Dabei ließ er auch selbstkritische Töne anklingen. Bei aller Schwachheit habe er sich bemüht, dem Hirtendienst gerecht zu werden im Bewusstsein, "dass Jesus Christus mit am Werk war, um zu vollenden, was bei mir unvollkommen und bruchstückhaft blieb".

Der integrativ wirkende Erzbischof wird wegen seines sachlichen Führungsstils und seiner Zuhörbereitschaft über sein Bistum hinaus geschätzt. Auch in politischen Auseinandersetzungen zieht der Eisenbahnersohn den Dialog der Konfrontation vor. Hat der dienstälteste Bischof in Deutschland noch einen Rat für seinen Nachfolger parat? "Er soll tun, was Aufgabe des Bischofs ist, und er soll es tun auf seine Weise", meinte Wetter in einem Zeitungsinterview im Oktober dieses Jahres.

Populär und volksnah
Dreimal waren in Wetters Amtszeit in München Päpste zu Gast. Den Besuch von Papst Benedikt XVI. im September 2006 in Bayern empfindet der Kardinal als Krönung seiner Laufbahn. An der Seite seines Amtsvorgängers in München, sei es auf dem Marienplatz oder auf dem Balkon des Erzbischöflichen Palais, präsentierte er sich mit strahlendem Gesicht. Von den Auseinandersetzungen früherer Zeiten, etwa über die Schwangerschaftskonfliktberatung, waren keine Spuren mehr sichtbar.

Trotz seiner Popularität kann sich der Kardinal bis heute unauffällig in der bayerischen Landeshauptstadt bewegen. Viele Strecken legt er mit der U-Bahn zurück, ohne dass er groß angesprochen wird. Ein Umstand, der dem Kirchenmann, der das grelle Licht der Medien nicht gerade sucht, durchaus gelegen kommt. Privates gibt er ungern preis, auf der Kanzel dagegen spricht er Klartext, sei es bei der Verteidigung des christlichen Menschenbilds, der Kritik an politischen Entscheidungen zu Lasten der Armen oder dem Einsatz für einen Gottesbezug in der EU-Verfassung.

Am 20. Februar 2008 wird Wetter 80 Jahre alt. Im Ruhestand wird er dann mehr Zeit haben für Opern- und Theaterbesuche oder das Stöbern in Buchhandlungen. Dem Erzbistum will er verbunden bleiben und zur Verfügung stehen, "wenn man mich braucht". Sein neues Domizil wird er bei den Barmherzigen Schwestern im Münchner Stadtteil Berg am Laim beziehen. Zuvor aber steht noch ein großes Fest an: Am 8. Dezember feiert er sein silbernes Dienstjubiläum.

Von den KNA-Redakteuren Christoph Renzikowski und Barbara Just