Umweltschützer in den USA erwarten 2009

Die Zeit nach Bush

Aus den USA kommt zur UN-Klimakonferenz nach Bali neben der Regierungsdelegation auch eine halbamtliche. Eine überparteiliche Gruppe von Senatoren will zeigen, dass die "Ära Bush des Quertreibens bei der Klimapolitik" zu Ende geht. Auch Kirchengemeinden spielen dabei eine Rolle.

 (DR)

USA: 20 Prozent der Treibhausgase weltweit
Bis Januar 2009 bleibt Präsident George W. Bush freilich noch im Amt, und wird bis dahin wohl an seinem Leitmotiv festhalten, dass jedes Land "seine eigenen Klimaziele" setzt, wie Außenministerin Condoleezza Rice sagt.

Die USA haben rund fünf Prozent der Weltbevölkerung und verursachen mehr als 20 Prozent der Treibhausgase. Obwohl Umweltschutz bei Bush keine hohe Priorität hat, sind zahlreiche US-Amerikaner überzeugt, dass etwas getan werden muss gegen die globale Erwärmung, die Rice als "teilweise menschenverschuldet" ansieht. Immerhin hatte Bush beim G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm immerhin erklärt, die USA würden über ein Kyoto-Folgeabkommen mitverhandeln. Was das heißt, wird sich auf Bali zeigen müssen.

Dem Kyoto-Protokoll, das Industriestaaten zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent bis 2012 verpflichtet, ist Washington nicht beigetreten. Auch wenn die US-Regierung beim Klimaschutz wenig tut, tut sich im Land eine Menge: In Kalifornien erließ Gouverneur Arnold Schwarzenegger neue Abgasvorschriften für Pkws. Städte bauen den öffentlichen Nahverkehr aus und New York pflanzt eine Million Bäume.

Auch Kirchengemeinden in der Pflicht
Der weltgrößte Einzelhandelskonzern Walmart versprach, seine Emissionen um 20 Prozent zu senken. Im Baugewerbe geht der Trend zu umweltgerechten Büros, Schulen und Wohnhäusern, die natürliches Licht nutzen, gut isoliert werden und auf alternative Energiequellen setzen. Die Beheizung und Kühlung dieser "grünen Gebäude" sei um 20 bis 50 Prozent billiger, schrieb Energieberater Charles Lockwood im "Wall Street Journal".
Die Sorge um das Klima bewegt auch die Kirchen. Wenn jede der mehr als 300.000 Kirchengemeinden in den USA ihren Energieverbrauch um zehn Prozent verringern würde, würden die Treibhausgasemissionen im Jahr um mehr als zwei Millionen Tonnen sinken, sagt Richard Cizik, Vizepräsident des "Nationalen Verbandes der Evangelikalen".

Die Demokraten haben seit Januar 2006 die Mehrheit im Kongress. Trotz ihrer Kritik an Bush haben sie aber noch keine weitreichenden Klimaschutzgesetze vorgelegt. In der Partei kollidieren die Wünsche einflussreicher Demokraten aus Automobil- und Schwerindustriezentren mit Umweltforderungen. Gegenwärtig berät der Kongress über ein von dem Demokraten Joseph Lieberman und dem Republikaner John Warner vorgelegtes Klimaschutzgesetz, Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 63 Prozent zu senken.

Die Präsidentschaftswahlen
Im November 2008 sind Präsidentschaftswahlen. Die demokratischen Top-Kandidaten - Hillary Clinton, Barack Obama und John Edwards - haben alle weitreichende Klimaprogramme. Clinton will die Treibhausgase bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 verringern, Umwelttechnologien fördern und fünf Millionen Arbeitsplätze im Umweltsektor schaffen. Die Herausforderung des Klimawandels sei "unser Wettlauf in den Weltraum", sagte Clinton mit Blick auf die Anfänge der bemannten Raumfahrt in den sechziger Jahren in Konkurrenz mit der Sowjetunion. Zugleich sprach sie sich für Kernenergie und "saubere Kohlekraftwerke" aus.

Im Oktober wurde der frühere demokratische Vizepräsident Al Gore wegen seiner Klimaschutz-Aktivitäten zum Friedensnobelpreisträger gekürt. Mancher Amerikaner hoffte, Gore könnte sich zu einer erneuten Präsidentschaftskandidatur entschließen. Doch er wurde lieber Öko-Berater für eine Investitions-Managementfirma. Bushs Landhaus im texanischen Crawford ist nach Medienberichten jedenfalls sehr umweltfreundlich ausgerüstet. Geheizt und gekühlt wird mit Erdwärme.