Naturwissenschaften und Glauben - Nobelpreisträger zu den Grenzen der Wissenschaft

"Leben ist ein gewaltiges Wunder"

Die beiden diesjährigen deutschen Nobelpreisträger Gerhard Ertl (Chemie) und Peter Grünberg (Physik) haben sich zum Glauben an Gott bekannt. "Das Leben ist ein gewaltiges Wunder, wir nähern uns wissenschaftlich den Erklärungen an, aber eine Frage bleibt doch immer bestehen: Warum das alles? Hier glaube ich an Gott", sagte Ertl in einem Interview der jüngsten Ausgabe des Magazins "Cicero". Auch Grünberg antwortete auf die Frage, ob er als Naturwissenschaftler an Gott glaube: "Ja, natürlich". Er sei streng katholisch aufgewachsen und denke, einiges dabei gewonnen zu haben.

 (DR)

Ertl verwies bei seiner Überzeugung auch auf seine Forschungsarbeit. Mit jedem Erkenntnisschritt habe er sich mehr über "diese minimalste Wahrscheinlichkeit" gewundert, "mit der es zur Schaffung des Lebens kommen konnte". Er lese zugleich auch die Bibel und die Schöpfungsgeschichte, die "natürlich als Gleichnis" zu verstehen sei. In der Bibel finde er alles: "die Schöpfungsgleichnisse, Erbauung und nicht zuletzt auch Spannung". Deshalb würde er sie auch als das "eine Buch" auf eine Insel mitnehmen.

Er sei Christ und versuche als Christ zu leben, sagte Ertl. Im Verhältnis von Aufklärung zum wieder erwachten Interesse an Religion sieht der Wissenschaftler "zwei parallele Bewegungen".
Der Mensch habe sich zu allen Zeiten nach Forschritt gesehnt und zugleich das Spirituelle gesucht. Ertl wandte sich wie Grünberg aber zugleich gegen jede Form des religiösen Fundamentalismus.

Nach dem Tod
Zur Frage eines Lebens nach dem Tode äußerte Ertl Zweifel an einem individuellen Weiterleben. "Mein individuelles Ich wird mit dem Tod aufgelöst sein, ich werde Teil des Ganzen sein", erläuterte er seine Vorstellung. Er sprach von einem kontinuierlichen Strom des Lebens, der unsterblich sei.

Grünberg sagte, er stelle sich ein Leben nach dem Tode zwar nicht in den Kategorien von Paradies oder Hölle vor. Zugleich zeigte er sich aber davon überzeugt, dass es mehr gebe, "als wir in der materiellen Welt sehen oder erfassen können: Da gibt es noch was, ganz sicher sogar."

Das Magazin Cicero hat die beiden Nobelpreisträger interviewt.