SPD zu Klimawandel: Wirtschaft muss umsteuern

Ressourcen "dramatisch endlich"

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), hat nach dem Abschlussbericht des UNO-Weltklimarats IPCC in Valencia die Wirtschaft zu einem radikalen Umsteuern aufgefordert. "Die Wirtschaft glaubt, dass das Wachstum unendlich ist. Aber dieser Glaube wird, wenn wir ihn nicht bei der Nutzung der Ressourcen beenden, zur Katastrophe führen", sagte Müller der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Denn das IPCC-Abschlussdokument zeige, "dass die Ressourcen dramatisch endlich sind. Und diese Endlichkeit kommt viel schneller als befürchtet."

 (DR)


Wachstum nicht auf Kosten der Umwelt
Müller forderte eine Abkehr der bisherigen Strategie. Sie bestehe "seit Jahrhunderten darin, Wachstum und Beschäftigung überwiegend auf Kosten der Natur zu erreichen". Müllers Vorschlag: "Man muss die Produktivität auf die Intelligenz im Umgang mit Energie und Rohstoffen verlagern." Das sei "die Kernfrage des Jahrhunderts".

Nach Müllers Worten kommen auf die Deutschen schärfere Auflagen für das Energiesparen zu, insbesondere beim Wohnungsbau. "40 Prozent des Energieeinsatzes werden für Heizung und Wärme verbraucht", sagte der Staatssekretär. "In diesem Bereich müssen wir 40 bis 60 Prozent Verringerung erzielen." Zusätzliche Kosten für die Verbraucher würden durch niedrigere Heizrechnungen kompensiert. Bei der Finanzierung eines solchen Modells hofft Müller auf die Hilfe von Sparkassen und Banken, "etwa durch günstigere Kredite und eine Verlängerung der Amortisationszeiten".

"Klimaerwärmung unumkehrbar"
Die Fachleute in Valencia haben vor der Unumkehrbarkeit der Klimaerwärmung gewarnt. "Selbst unter den striktesten Klimaschutzszenarien sind eine weitere Erwärmung und einige der damit verbundenen Auswirkungen im Laufe des 21. Jahrhunderts bereits unvermeidlich", heißt es in einem Report, aus dem die "Berliner Zeitung" zitiert.

Danach gehören zu den unvermeidlichen Folgen zunehmender Wassermangel, mehr Dürren, ein erhöhtes Risiko von Waldbränden sowie ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels. Ohne durchgreifende Änderungen in der Klimapolitik würden bis 2100 Hunderte Millionen Menschen unter Wassermangel leiden, mehr als 40 Prozent aller Arten aussterben und 30 Prozent aller Küstenfeuchtgebiete verloren gehen.