Landesbischöfin Käßmann warnt vor Aushöhlung des freien Sonntags

"Uns droht ein kollektives Burn-out"

Im Streit um den Ladenschluss warnt die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann vor einer Aushöhlung des freien Sonntags. "Ich denke, eine Gesellschaft, die sieben Tage die Woche gleichmacht, unterliegt irgendwann einem kollektiven Burn-out", sagte Käßmann

 (DR)

"Viele wissen heute nicht mehr, wie"
Viele Manager würden bereits jetzt an einem "Burn-out-Syndrom" erkranken, "weil sie keinen Rhythmus zwischen Schaffen und Ruhen" finden könnten.

"Wir erleben so viele verzagte und einsame Menschen in der Seelsorge. Aber Zeit füreinander haben sie nicht", sagte die Bischöfin dem Bremer "Kurier am Sonntag" laut Vorabbericht. Sie hätten zwar Zeit zum Einkaufen, "aber nicht Zeit, um mit einem Kind zu spielen, die alte Nachbarin zu besuchen, oder vielleicht schlicht einmal für sich". Der Gottesdienstbesuch sei ein Angebot, eine Einladung zur Feier der Gemeinschaft mit Gott und den Menschen. "Er ist keine Pflichtveranstaltung, sondern ein Fest des Lebens", betonte Käßmann.

Die Bischöfin verlangte verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen die Kinderarmut. "Wir wissen zuverlässig, dass Kinder aus armen Familien schlechtere oder keine Schulabschlüsse machen. Frühe Förderung ist für sie entscheidend." Deshalb seien Krippen und Kindertagesstätten, aber auch ein Pflichtjahr vor der Einschulung eine große Chance für viele Kinder. Geld sei ohnehin "nicht alles", wenn es um die Bekämpfung von Kinderarmut gehe: "Es gibt auch eine soziale Armut, Bildungsarmut, Beteiligungsarmut und Ernährungsarmut." Eltern wollten zwar das Beste für ihr Kind, "aber viele wissen heute nicht mehr, wie".