Vatikan-Diplomat: Israel fehlt Wille zu Verständigung mit Kirche

Mangelnder guter Wille?

Der frühere Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat der israelischen Regierung mangelnden guten Willen in den Beziehungen zur katholischen Kirche vorgeworfen. Das Verhältnis zwischen Israel und der Kirche sei vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1993 besser gewesen als jetzt, sagte er in einem am Freitag auf der franziskanischen Internetseite Terrasanta.net veröffentlichten Interview. Sambi war von 1998 bis 2005 Vatikan-Botschafter in Israel, heute ist er Nuntius in den USA.

 (DR)

Die bisher abgeschlossenen Verträge habe das israelische Parlament bis heute nicht ratifiziert, bemängelte der Erzbischof. Daher seien der Grundlagenvertrag von 1993 und das juristische Abkommen von 1997 seit ihrer Unterzeichnung zwar international gültig, aber nicht in Israel selbst.

Kein Fortschritt bei Wirtschaftsfragen
Die Verhandlungen über das für die Kirche wichtige Wirtschaftsabkommen zögen sich wegen des mangelnden politischen Willens der israelischen Seite seit zehn Jahren ohne greifbares Ergebnis hin. Bei diesen Gesprächen gehe es vor allem um die Anerkennung von Kirchenbesitz, um staatliche Unterstützung für kirchliche karitative Arbeit oder Schulen und um Steuerfragen.
Auch bei der jüngsten Sitzung der zuständigen Kommission in der vergangenen Woche sei kein Fortschritt erzielt worden.

Der Heilige Stuhl habe bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel darauf vertraut, dass die Aspekte des konkreten Lebens der katholischen Kirche wie abgemacht bald geregelt würden, meinte Sambi. Es sei nun jedoch "für alle Augen ersichtlich, wie viel Vertrauen man israelischen Versprechen schenken darf." Auch die Erteilung von Visa für kirchliches Personal sei vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen unproblematischer verlaufen.

"Israel braucht Freunde"

Die Kirche versuche nun, ihren Einfluss in den Vereinigten Staaten geltend zu machen, um "Druck in die richtige Richtung auszuüben", erklärte der Nuntius. Der Erzbischof äußerte Verständnis für Israels Sicherheitsbedürfnis in allen Fragen. Er sei jedoch davon überzeugt, dass die beste Grundlage für Sicherheit darin bestehe, möglichst viele befreundete Staaten zu haben.

Mit Blick auf die bevorstehende Nahost-Konferenz im amerikanischen Annapolis erklärte Sambi, jeder Schritt in Richtung Frieden sei zu begrüßen. Er hoffe auf "optimale Ergebnisse" der Konferenz. Wenn diese jedoch scheitern sollte, müsse alles unternommen werden, um neue Wege zum Frieden zu suchen.