USA: Präsidentschaftskandidat findet Zuspruch bei Christen

Der Mormone und die Evangelikalen

Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner findet ein Mormone immer mehr Zuspruch bei den Evangelikalen. Die Entwicklung ist bemerkenswert. Viele Gläubige halten die mormonische Glaubensgemeinschaft nach wie vor für einen nichtchristlichen Kult.

 (DR)


Den mormonischen Glaub salonfähig machen?
Prominente Rechtskonservative in den USA kündigen ihre Unterstützung für Mitt Romney an. Der 60-jährige Kandidat ist zwei Monate vor Beginn der Vorwahlen auf dem besten Weg, den mormonischen Glauben in der republikanischen Partei salonfähig zu machen.

Wer es bei den Republikanern zu etwas bringen will, braucht die Unterstützung der weißen Evangelikalen. Sie stellen etwa 20 bis 25 Prozent der US-Bevölkerung. Bei der Präsidentschaftswahl 2004 stimmten 78 Prozent für George W. Bush. Und obwohl derzeit laut Umfragen auch religiös motivierte Wähler unzufrieden sind mit Bush, bleiben sie die treuesten Anhänger der Partei.

Für Romney, Ex-Gouverneur von Massachussets und aktives Mitglied der Mormonen-Kirche, sieht es derzeit nicht schlecht aus. Unterstützt wird er von dem Publizisten Mark DeMoss, einem Mitstreiter des Evangelisten Billy Graham, und John Willke, dem Gründer des Nationalen Anti-Abtreibungsverbandes. Auch Bob Jones, Direktor einer fundamentalistischen Universität in South Carolina, empfiehlt Romney als Kandidaten. Diese Namen haben Gewicht im konservativen christlichen Amerika.

Katholische Schützenhilfe
Diese Woche bekam der Mormone auch Schützenhilfe von Paul Weyrich, der Ende der 70er Jahre die konservative Bewegung "Moral Majority" mitgegründet hatte. Romney habe eine klare konservative Vision und werde "unsere Wirtschaft, unser Militär und unsere Familien stärken", so der Katholik Weyrich.

So richtig zufrieden sind rechtsgerichtete Christen freilich mit keinem der republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Senator John McCain gilt vor allem wegen seiner sozialpolitischen Ansichten als nicht konservativ genug. Dem Baptistenpastor Mike Huckabee werden bei den Vorwahlen so gut wie keine Chancen eingeräumt. Und Rudy Guiliani ist bereits zum dritten Mal verheiratet und war als Bürgermeister von New York für ein Recht der Abtreibung eingetreten. Guiliani hat diese Woche allerdings gepunktet, als Fernsehprediger Pat Robertson erklärte, er sei am besten qualifiziert, die USA vor islamischem Terrorismus zu schützen.

"Das geringere Übel"
Auch Romney ist wohl nicht der perfekte Kandidat. Viele Evangelikale sehen ihn als Anhänger einer unchristlichen Glaubensgemeinschaft. Zudem haben die rund sechs Millionen Mormonen in den USA mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele bringen die Mormonen mit Polygamie in Verbindung. Bis 1890 praktizierten sie die Vielehe. Romneys Urgroßvater hatte angeblich fünf Ehefrauen.

Doch im Vergleich zu den anderen Präsidentschaftsaspiranten gilt Romney vielen Rechtskonservativen offenbar als das geringere Übel. Sie wollen Politiker wie Guiliani oder - schlimmer noch - die Demokratin Hillary Clinton im Weißen Haus um jeden Preis verhindern. Romney tritt immerhin für Aufrüstung ein, reduzierte öffentliche Ausgaben, Steuersenkungen und "traditionelle Familienwerte". Er ist gegen Abtreibung und Stammzellenforschung.

Der fünffache Familienvater Romney ist im Übrigen nicht der erste Mormone, der sich für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewirbt. Sein Vater George trat 1967 gegen Richard Nixon an - und verlor.

Von Konrad Ege (epd)